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5 Deutsches
Nationaltheater *** [II C4]
Verglichen mit anderen Theater-
häusern im Land wirkt das Deut-
sche Nationaltheater Weimar baulich
recht unscheinbar. Seine wahre Grö-
ße ist eher geschichtlicher und geisti-
ger Natur, zählt es doch zu den tradi-
tionsreichsten und wichtigsten Spiel-
stätten Deutschlands.
Gegründet wurde es 1791 wäh-
rend der Regierungszeit Anna Amali-
as als „Weimarer Hoftheater“. Erster
Theaterdirektor war Goethe höchst-
persönlich. Zusammen mit Friedrich
Schiller (1759-1805) verschaffte er
dem Haus Geltung. Dramen wie Goe-
thes „Iphigenie auf Tauris“ und Schil-
lers „Wallenstein“ gingen von hier
aus um die Welt. Bis 1817 gab es
über 4800 Vorstellungen, also rund
300 pro Jahr. Doch nicht nur die An-
zahl an Aufführungen begründete
den Ruhm des Hauses, auch deren
Qualität. Der Dichter Jean Paul mein-
te: „Gegen das neue Theater (in Wei-
mar) sind die anderen deutschen nur
Kulissen.“ Kein Wunder also, dass
hier 1876 erstmals der gesamte
„Faust“ aufgeführt wurde und sowohl
Franz Liszt als auch Richard Strauss
als Kapellmeister wirkten.
Um die Jahrhundertwende endete
zunächst die glanzvolle Zeit des Thea-
ters. Eine Modernisierung und geisti-
ge Neuausrichtung der Spielstätte hin
zu einem Mustertheater für avantgar-
distische Stücke und die Gründung
einer Festspielreihe nach Bayreuther
Vorbild scheiterten. Die konservati-
ven Kräfte konnten sich durchsetzen.
Als das Haus den Anforderungen
nicht mehr genügte, kam es 1907
zum Abriss. Nach kurzer Bauzeit
konnte schon ein Jahr später ein neu-
es Theater an gleicher Stelle einge-
weiht werden. Die Inszenierungen
gust war der Beginn des „Goldenen
Zeitalters“ der Weimarer Klassik
(s. S. 95) und Grund genug für die
Einweihung eines Goethe-Schiller-
Denkmals am 4. September 1857,
dem 100. Geburtstag des Herzogs.
Geschaffen wurde das Monument
vom Dresdner Bildhauer Ernst Riet-
schel. Dieser gab beiden Dichtern -
politisch wie auch literaturhistorisch
korrekt - die gleiche Körpergroße,
obwohl Schiller mit seinen 1,85 m
Goethe um ganze 16 cm überragte.
Trotzdem gibt es Unterschiede: Goe-
the wirkt in seinem gediegenen Hof-
frack deutlich ernster und gesetzter,
Schiller mit hervorstehendem Hemd-
kragen und seinen feinen Gesichts-
zügen jugendlicher und ungestümer.
Dass das in Bronze gegossene
Denkmal unmittelbar vor dem Deut-
schen Nationaltheater 5 steht, ist
kein Zufall, prägten doch Goethe
und Schiller lange Zeit künstlerisch
die Geschicke des traditionsreichen
Hauses.
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