Travel Reference
In-Depth Information
Die Weimarer Nationalversammlung
Als Folge der Novemberrevolution von
1918 und der Abdankung des Kaisers
musste die am 19. Januar 1919 ge-
wählte Nationalversammlung über
die Staatsform und die Verfassung
des Deutschen Reiches entscheiden.
Die konstituierende Sitzung sollte in
einem kleinen Ort fernab des von re-
volutionären Erschütterungen ge-
prägten Berlins stattfinden. Mit der
Wahl Weimars, der Heimstatt der
deutschen Klassik, wollte man auch
international ein positives Zeichen set-
zen - vor allem, weil die Kapitulation
Deutschlands und das Ende des Ersten
Weltkriegs unmittelbar bevorstanden.
Da die erste Sitzung schon am 6. Fe-
bruar stattfinden sollte, musste schnell
gehandelt werden. Weimar befand
sich von einem Tag auf den anderen
im Ausnahmezustand. Das Theater
wurde in großer Eile zum provisori-
schen Parlament umgebaut und eine
Kurier- und Zivilfluglinie nach Berlin
eingerichtet. Für 197 Tage fungierte
Weimar nun als Regierungssitz des
Deutschen Reiches.
Nach der Wahl Friedrich Eberts
zum Reichspräsidenten und Philipp
Scheidemanns zum Reichsminister-
präsidenten nahm die Regierungs-
koalition ihre Arbeit auf. Am 31. Juli
1919 konnte die neue, demokratische
Verfassung verabschiedet werden.
Die Zeit von der Ausrufung der Re-
publik am 9. November 1918 bis zur
Ernennung Adolf Hitlers zum Reichs-
kanzler am 30. Januar 1933 ging spä-
ter als Weimarer Republik in die Ge-
schichtsbücher ein.
6 Bauhaus-Museum ** [II C4]
Die industrielle Revolution hatte
im 19. Jh. zu einer tief greifenden ge-
sellschaftlich-kulturellen Umstruktu-
rierung geführt, die auch vor der Ar-
chitektur nicht Halt machte. Der teils
recht verschnörkelten Bauweise des
Historismus, bei der man ältere Stil-
richtungen kopierte, folgte die zuneh-
mende Verwendung von Glas, Stahl
und Beton. Es entstanden großarti-
ge Zeugnisse modernen Bauens wie
der Eiffelturm in Paris, aber auch
zahlreiche Mietskasernen mit dunk-
len Hinterhöfen, die die Zuzügler aus
den ländlichen Regionen beheimaten
sollten.
Einen Gegenentwurf zu dieser Ent-
wicklung schufen die avantgardisti-
schen Künstler und Architekten der
Klassischen Moderne, deren Heim-
stätte das Bauhaus wurde. Ihre Arbei-
ten waren schlicht und zweckmäßig,
aber an den Bedürfnissen der Men-
schen orientiert. In der Architektur
wie auch im Kunsthandwerk kamen
vorwiegend neue Materialien und
Werkstoffe zum Einsatz.
Bereits mit Beginn der Regent-
schaft Anna Amalias Mitte des 18. Jh.
spielte die Kunst eine wichtige Rolle
in Weimar. Ihr Sohn Carl August grün-
dete 1776 die erste Fürstliche freie
Zeichenschule Weimar, die heutige
Weimarer Mal- und Zeichenschule.
Weitere Großherzöge taten es ihm
gleich. So ließ Carl Alexander die
Kunstschule errichten und Wilhelm
Ernst im Jahre 1908 auf Bestreben
des belgischen Architekten Henry van
de Velde (1863-1957) die Kunstge-
werbeschule. Beide Schulen fusio-
nierte Walter Gropius (1883-1969),
der Nachfolger van de Veldes, und
Search WWH ::




Custom Search