Erfurt - City Trip: Erfurt Weimar - page 19

auf das Erscheinungsbild des Platzes
abgestimmten Neubaus erfolgte erst
1882. Der imposante Festsaal zeigt
Bilder aus der Geschichte Erfurts, ge-
schaffen von Johann Peter Theodor
Janssen (1844-1908). Die reich be-
malten Treppenhäuser sind für Besu-
cher zugänglich und mit Gemälden
von Eduard Kaempffer (1859-1926)
geschmückt. Diese zeigen Szenen
aus verschiedenen Sagen: von Faust
über Tannhäuser bis zum Graf von
Gleichen (s. S. 51). Auf dem Flur
zum Festsaal sind Stationen aus dem
Leben Martin Luthers bebildert.
µ Stadtbahn: 3, 4, 6 bis Fischmarkt
µ Fischmarkt 1, Tel. 6550, geöffnet:
Mo/Di/Do 8-18, Mi 8-16, Fr 8-14,
Sa/So 10-17 uhr, Eintritt: frei

Ò Viertel
hinter dem Rathaus * [I F3]
Das Viertel hinter dem Rathaus
wurde im 14. und im 19. Jh. von Erfur-
ter Juden bewohnt. Noch heute steht
hier, direkt am Wasser, die ehemali-
ge Kleine Synagoge (s. S. 68). Der
1840 errichtete, klassizistische Bau
wird heute als Begegnungs- und Aus-
stellungsstätte genutzt.
Vor der Kleinen Synagoge stehen
das Haus zum Großen Paradies und
Esel, ein einstiges Speicherhaus aus
dem 15. Jh., und das Haus zur Nar-
renschelle, das den Erfurter Karne-
valsklub beheimatet. Der Karneval
hat in Erfurt eine lange Tradition, fan-
den doch die ersten Fastnachtsveran-
staltungen nachweislich schon 1342
im Rathaus Ñ statt.
Ein Narr ganz besonderen Schlags
war Till Eulenspiegel, dessen Denk-
mal vor dem Haus steht. Er trieb im
14. Jh. allerlei Schabernack mit sei-
nen Mitmenschen. In Erfurt rühm-
te er sich z. B. vor den Gelehrten der
Universität, dass er jedem das Lesen

beibringen könne. Um ihn herauszu-
fordern, gaben die Magister ihm ei-
nen Esel in die Lehre. Eulenspiegel
legte nun ein wenig Hafer zwischen
die Seiten eines Buches und der Esel
blätterte die Seiten um des Hafers
Willen mit seinem Maul um. Als der
Hafer verspeist war, schrie der Esel
laut „Iah! Iah!“. Da sprach Eulen-
spiegel: „Seht her, die beiden Voka-
le I und A kennt er schon; ich hoffe,
er wird noch besser.“ Als der Narr für
seinen Verdienst reicht belohnt wur-
de, sagte er: „Solltest du alle Esel zu
Erfurt klug machen, das würde viel
Zeit brauchen.“
µ Stadtbahn: 3, 4, 6 bis Fischmarkt