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Via Regia: der europäische Handelsweg des Mittelalters
Das Reisen war im Mittelalter eine be-
schwerliche Angelegenheit. Wege gab
es kaum, und wenn, dann waren sie
von schlechter Qualität und von Wege-
lagerern heimgesucht. Die Via Regia
(„Königsweg“) hingegen, also ein der
königlichem Krone unterstellter Weg,
konnte Schutz gewährleisten, für den
der Reisende Geleitgeld zahlte.
Erstmals wird die „strata regia“
(„Königsstraße“) im Jahre 1252 in
einer Urkunde des Markgrafen Hein-
rich von Meißen erwähnt. Ihre An-
fänge reichen jedoch bis ins 5./6. Jh.
zurück und fallen mit der Herausbil-
dung des Thüringer Königreichs und
dessen Eroberung durch die Franken
zusammen. Erfurt lag besonders güns-
tig genau in der Mitte dieser wichtigs-
ten Handelsstraße des Mittelalters, die
von Paris bzw. Brügge über die Mes-
sestädte Frankfurt am Main und Leip-
zig bis nach Vilnius bzw. Kiew führ-
te. Aus Richtung Westen wurden auf
ihr die Tuche Flanderns transportiert,
aus dem Osten kamen Holz, Felle,
Wachs und Honig. In der Mitte wur-
den Färberwaid (s. S. 48) und Berg-
bauprodukte beigesteuert.
In Erfurt kann man der Via Regia
noch immer folgen: Die Straße führt
vom Lauentor unterhalb der Zitadel-
le Petersberg Ñ zunächst zum Dom-
platz Í und ab hier weiter durch
die Marktstraße Ë , über die Krä-
merbrücke Ó , vorbei an der Kauf-
mannskirche Ê und schließlich bis
zum Anger É .
1886 wurde das Haus zum Kunst-
museum umfunktioniert, das die ro-
mantischen Bilder des 1807 in Er-
furt geborenen Malers Friedrich von
Nerly ausstellte. Ab den 1920er-Jah-
ren kamen auf Initiative des jüdi-
schen Schuhfabrikanten Alfred Hess
(1879-1931) bedeutende Werke der
modernen Kunst hinzu. Die meisten
der 800 Bilder wurden 1937 konfis-
ziert, teilweise zerstört oder ins Aus-
land verkauft.
Im Erdgeschoss sind der Heckel-
Raum mit den zwischen 1922 und
1924 entstandenen Wandmalereien
„Lebensstufen“ des Expressionisten
Erich Heckel (1883-1970) und die
Sammlung mittelalterlicher Kunst
sehenswert. Hervorhebenswert sind
außerdem der Augustineraltar, „Die
Hirschmadonna“ (1370), die älteste
Holzplastik der Madonna im Strahlen-
kranz, und das rätselhafte Gemälde
„Erschaffung der Tiere und des ers-
ten Menschenpaares“ (1532/33)
des Dürer-Schülers Hans Baldung
Grien. In einem zweiten Raum sind
die aus dem 14. Jh. stammenden
Rundbilder und Setzschilde des alten
Erfurter Ratssaales zu sehen.
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