Travel Reference
In-Depth Information
A Park an der Ilm *** [II E5]
Der lang gestreckte, im englischen
Stil gestaltete Landschaftspark ist
die grüne Lunge der Stadt. Hier fla-
niert man, hier lässt man sich nieder.
Heute wie schon vor 300 Jahren zieht
es Erholung suchende Weimarer an
das kleine Flüsschen Ilm.
Ab 1778 wurde der Park unter der
Leitung von Herzog Carl August und
Johann Wolfgang von Goethe schritt-
weise angelegt. Mit seinem nahezu
unverändert erhalten gebliebenen,
teils exotischen Baumbestand, den
Sichtachsen, Grotten, künstlichen
Ruinen und Brücken zählt er zu den
am besten erhaltenen Parkanlagen
aus der Zeit der Romantik und ist
heute Teil des UNESCO-Weltkulturer-
bes „Klassisches Weimar“. Für einen
kleinen Rundgang empfiehlt sich der
nördliche Teil des Parks.
Den besten Blick über den Park,
bis hin zu Goethes Gartenhaus B ,
hat man von der Freifläche neben
der Rundbank aus dem Jahre 1799,
oberhalb des Turmes der Herzogin
Anna Amalia Bibliothek @ . Ab hier
gelangt man zur 1784 angelegten
künstlichen Ruine, die die Vergäng-
lichkeit von Menschen geschaffener
Bauwerke symbolisieren soll. Rech-
ter Hand erblickt man die Überres-
te der 1945 zerstörten Sommerresi-
denz des Tempelherrenhauses aus
dem Jahre 1823. In der Nähe der Ru-
ine befindet sich das 1904 geweihte
Shakespeare-Denkmal, das einzige
in Deutschland. Rechts vom Denkmal
führt ein Weg zum Schlangenstein -
das Original von 1787 ist im Goethe-
Nationalmuseum < zu sehen. Die
Inschrift lautet: „Genio huius loci“ -
„Dem Geist dieses Ortes“.
Hält man sich am Denkmal links,
gelangt man zum Borkenhäuschen
(„Einsiedelei“), das im Auftrag Goe-
thes erbaut wurde. Es diente am
9. Juli 1778 als Kulisse für eine hu-
moristische Inszenierung anlässlich
des für Herzogin Luise (1757-1830)
veranstalteten Luisenfestes.
Hinter dem Häuschen führt der
Weg zum Felsentor. Es erinnert an
das Hoffräulein Christel von Laßberg.
Die 17-jährige hatte, Goethes Briefro-
man „Die Leiden des jungen Werther“
angeblich noch in den Händen hal-
tend, aus Liebeskummer Selbstmord
begangen. Der geschockte Dichter
ließ 1778 in Gedenken an das Mäd-
chen nahe der Todesstelle einen ehe-
maligen Steinbruch umgestalten und
eine „Nadelöhr“ genannte Treppe
herausbrechen.
Unterhalb des Denkmals liegt die
Naturbrücke: Hier traf Goethe 1788
zum ersten Mal seine spätere Frau
Christiane Vulpius, die ihm eine Bitt-
schrift ihres Bruders überreichte. Von
der Brücke aus gelangt man zu Goe-
thes Gartenhaus.
Nördlich liegt die Sphinxgrotte, eine
1786 geschaffene Einfassung für
die Karstquelle des nur wenige Me-
ter langen Baches Läutra (altdeutsch
für „waschen“). Das glasklare Wasser
entspringt an einer tektonischen Stö-
rung und besitzt eine konstante Tem-
peratur von 8,5 °C.
Unweit nördlich führt die Mitte des
17. Jh. erbaute Sternbrücke über
die Ilm. Sie verbindet das Stadt-
schloss E mit dem ehemaligen fürst-
lichen Jagdgebiet Webicht.
Wer an Geologie und Geschich-
te interessiert ist, für den lohnt sich
ein Abstecher zur 12 m tiefen Gro-
ßen Parkhöhle [II D6] (ab Beethoven-
platz Richtung Süden). Sie ist Teil ei-
nes weit verzweigten Stollensystems
im Travertin (Kalkstein). Einige der
Gänge sind natürlichen Ursprungs,
die meisten wurden jedoch zwischen
Search WWH ::




Custom Search