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Aus strategischen Gründen wurde die
Hauptstadt nun auf die andere Flussseite ver-
legt, und Bangkoks Werdegang von einem
unbedeutenden Dorf zu einer Weltstadt hat-
te begonnen.
Unter den nun folgenden Königen sollte
zunächst König Mongkut (Rama 3.) hervor-
treten. Mongkut war ein Gelehrter, der vor
seiner Thronbesteigung 27 Jahre als Mönch
gelebt hatte. Er führte ein europäisch ausge-
richtetes Schulsystem ein und unterzeichne-
te Handelsabkommen mit den europäischen
Mächten. Auf religiösem Gebiet führte er ei-
ne Reihe von Reformen durch. Sein größter
Verdienst besteht wohl darin, dass er den ge-
schickten Balanceakt zwischen den damali-
gen Großmächten begann, der es erlaubte,
allseits gute Beziehungen zu pflegen, das Land
aber vor einer Kolonialisierung schützte.
Mongkuts Sohn Chulalongkorn (Rama 4.)
setzte den Reform- und Balancekurs fort und
erneuerte vor allem das Verwaltungswesen.
Mongkut und Chulalongkorn werden als die
Väter des modernen Thailand betrachtet.
Im Ersten Weltkrieg kämpfte Thailand auf
der Seite der Alliierten.
In den 20er Jahren breitete sich unter den
Intellektuellen, besonders jenen, die in Euro-
pa studiert hatten, Missmut gegen den zu je-
ner Zeit herrschenden König Prajadhipok
(Rama 7.) aus. Prajadhipok zeigte kein Inte-
resse an Reformen, sein Hofstaat war erzkon-
servativ. 1932 kam es deshalb zu einem
Staatsstreich, nach dem die Monarchie nie
wieder dieselbe sein sollte: Die absolute
Monarchie wurde abgeschafft und musste
dem britischen Modell der konstitutionellen
Monarchie weichen, das bis heute besteht.
Im Jahre 1939 wurde Siam offiziell umbe-
nannt in Thailand. Die offizielle Thai-Bezeich-
nung ist Prathet Thai.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Thailand von
den Japanern besetzt, und unter deren Druck
erklärte das Land den USA und Großbritan-
nien den Krieg. Der damalige thailändische
Botschafter in den USA aber weigerte sich,
die Kriegserklärung weiterzuleiten.
Die Nachkriegszeit entwickelte sich zu ei-
ner unstabilen politischen Phase, in der im-
mer wieder die Militärs das Sagen hatten.
1973 sah blutige Demonstrationen an Bang-
koks Thammasat-Universität, die schließlich
die zwei wichtigsten Militärs aus dem Land
vertrieben.
Bis 1976 herrschte daraufhin eine gewählte
konstitutionelle Regierung. Als aber einer der
zuvor vertriebenen Militärs als Mönch wie-
der ins Land zurückkehrte, kam es abermals
zu blutigen Demonstrationen. Die Folge: Ei-
ne ultra-rechte Regierung ergriff die Macht,
und die Intellektuellen wandten sich desillu-
sioniert von der Politik ab. Einige wenige gin-
gen in den Untergrund und schlossen sich
kommunistischen Guerillagruppen an.
Von 1980-88 war Prem Tinsulanond Pre-
mierminister. In dieser Zeit war Thailand poli-
tisch relativ stabil, und der Premier, ein Mann
des Militärs, handelte sich den Ruf ein, alle in-
nerpolitischen Hürden elegant zu umgehen.
1988 zog er sich aus dem aktiven politi-
schen Leben zurück und an seine Stelle trat
Chatichai (sprich „Tschatschai“) Choonhavan,
ebenfalls vormals ein Mann des Militärs, in
dessen Regierungszeit Thailand ein rasantes
Wirtschaftswachstum erlebte. Chatichais Ka-
binett sah sich jedoch bald Korruptionsvor-
würfen ausgesetzt, und am 23. Februar 1991
kam es wieder einmal zu einem (unblutigen)
Militärputsch. Die neue Militärregierung ver-
sprach, die Korruption auszumerzen, die un-
ter Chatichai allem Vernehmen nach ein
unerhörtes Ausmaß erreicht hatte, setzte ei-
nen Interimspremier ein und kündigte baldi-
ge Neuwahlen an.
Vom 17. bis 21. Mai 1992 regierte das
Chaos in Bangkok: Aus Wahlen war der ehe-
malige Militärchef Suchinda Kraprayoon als
Premierminister hervorgegangen, der aller-
dings keinen Parlamentssitz innehatte. Nach
thailändischer Verfassung konnte der Pre-
mierministerposten bis zu jenem Zeitpunkt
auch von Personen außerhalb des Parlamen-
tes besetzt werden. Im Volk aber herrschte
Unmut über diese wenig demokratische Re-
gelung und insbesondere darüber, dass wie-
der ein Mann des Militärs an die Spitze des
Staates gehievt worden war. In Bangkok kam
es daraufhin zu Demonstrationen mit über
100.000 Teilnehmern, die den Rücktritt Su-
chindas und eine dahingehende Verfassungs-
änderung forderten, dass in Zukunft nur noch
gewählte Parlamentsabgeordnete Premiermi-
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