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liche Kapitel in der Geschichte der Armee, selbst wenn sie der Wahrheit ents-
prechen, werden nicht erwähnt oder völlig umgeschrieben. Dialoge werden gebü-
gelt, denn fallen zu viele unlätige Worte, wird der Film auf einen strengeren Al-
tersindex gesetzt, sodass die Hauptzielgruppe der Armee, die unter 18-Jährigen,
nicht ins Kino gelassen würde; zumindest nicht ohne Begleitung eines Erwach-
senen.
Später werden die Dreharbeiten beobachtet und Sätze oder Szenen, die als in-
adäquat befunden werden, herausgeschniten. Das ist der Deal. In den Genuss
dieser Unterstützungen kommen eben nur diejenigen Projekte, die dem Ansehen
des Staates und des Militärs dienen. Das ist faktisch Propaganda. Kritiker sehen
die Meinungsfreiheit verletzt; geklagt hat bisher aber noch niemand.
Für die Produzenten stellt sich die Frage: Wie weit geht man, um einen Film
realisieren zu können. Wie weit verbiegt man sich? In welchem Umfang will man
einen Zugrif aufs Drehbuch gestaten? Wenn Philip Strub, der das USAF Liaison
Ofice seit 1989 leitet, das Drehbuch nicht mag und sagt: »Seite 14 und 34 liegen
raus, oder ihr bekommt den Flugzeugträger nicht«, dann werden Drehbuchautor
und Regisseur vielleicht vor Wut platzen. Aber der Produzent spart durch die
Zusammenarbeit mit dem Militär viele Millionen und wird entsprechend
Weisung geben.
Die Kriterien sind streng. Ein Beispiel wäre »hirteen Days«, ein Film mit Kev-
in Costner über die Kuba-Krise, die sich während John F. Kennedys Amtszeit
ereignete. Das Pentagon verweigerte die Unterstützung, weil der Film zeigt, wie
sehr die damaligen Generale Präsident Kennedy in Richtung eines nuklearen
Krieges gedrängt haben. In einem Brief an den Produzenten Peter Almond
schreibt Philip Strub: » Die beiden Generäle LeMay and Maxwell Taylor sind auf
negative und unzutrefende Weise als unintelligent und kriegerisch dargestellt. «
Die Dialoge der Schlüsselszene zwischen JFK und seinen Generalen sollten
umgeschrieben werden. Der Produzent hate aber gründlich recherchiert und
Zugang zu Mitschniten, welche die tatsächlich statgefundenen Dialoge wieder-
gaben. So konnte er nachweisen, dass die Dialoge historisch absolut korrekt war-
en. Aber auch das konnte das USAF Liaison Oice nicht von seiner Haltung ab-
bringen. Die Produzenten des Films weigerten sich, die Dialoge des Films und
quasi die Geschichte der Vereinigten Staaten umzuschreiben, und so mussten sie
»hirteen Days« ohne Unterstützung des Pentagons realisieren.
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