Travel Reference
In-Depth Information
Am Ende wurde der Academy of Motion Picture Arts and Sciences der Rum-
mel zu viel, und sie bestimmte neue Regularien, um die Veranstaltungen im Vor-
feld der Verleihung einzuschränken. Direkte Werbe-E-Mails sowie Geschenk-
und Werbesendungen an Akademiemitglieder sind nun verboten; den Wahl-
berechtigten ist untersagt, über Twiter und Facebook Negativwerbung gegen
nominierte Filme zu veröfentlichen.
Ähnlich wie bei den Filmfestivals, bei denen der Wetbewerb nur die glamouröse
Spitze des Eisberges ist, laufen auch parallel zu den Oscars die eigentlich wichti-
gen Geschäte. Man nutzt die kurzfristige Ballung der Branche, schließlich sollen
die Filme ja nicht nur im Wetbewerb laufen, sondern auch verkaut werden.
Jeder Film braucht einen Verleih, der die Kinos mit Filmkopien beliefert. Aber
ein Film reinanziert sich (wenn überhaupt) nicht nur über den Kauf einer
Kinokarte. Hat man keine großen Hofnungen, dass ein Film lange und in vielen
Kinos gezeigt wird, gibt es noch die Möglichkeit, einen der Fernsehsender dieser
Welt als Käufer für sich zu gewinnen. Vorher aber wird man den Film als DVD
oder Blue-ray auf den Markt bringen (viele Filme werden direkt für diese Medien
produziert). »he Hurt Locker« zum Beispiel mag zwar der schlechtest besuchte
Oscarpreisträger aller Zeiten sein, aber der Verkauf der Blu-rays und DVDs bra-
chte einen Erlös von 33 Millionen Dollar, allein auf dem US-Markt. Und ganz
sicher ist dieser Erfolg auch den Oscars zu verdanken. Ot inden solche Deals
ihre Anfänge im Vorfeld der Verleihungen. Auf den Partys geht es also kaum ums
bloße Vergnügen. Da werden Klinken geputzt, jeder versucht Kontakte zu knüp-
fen und Netzwerke zu bauen. Allein schon dort oder da eingeladen zu sein, hat
Signalwirkung und zeigt, man ist dabei. Keiner kann es sich leisten, sich wirklich
gehen zu lassen. Alkohol wird in Los Angeles sowieso kaum getrunken.
Für Schauspieler sind die Empfänge und Partys eine begehrte Gelegenheit, um
sich zu zeigen. Nein, das ist nicht eitel, sondern fast ein notwendiger Teil des
Schauspielberufs, zumindest für all diejenigen, die nicht zu den Top Ten gehören
und sich deshalb bei den Castern und Regisseuren mal wieder in Erinnerung
bringen müssen. Ein Kassenlop, und schon brauchen auch große Filmstars Jahre,
um sich von der inoiziellen schwarzen Liste zu kämpfen.
Man sieht die erfolglosen Schauspieler nicht. Die spielen ja nicht mit im Film.
Auch die glücklosen sieht man nicht. Deren Szene wurde rausgeschniten.
Manchmal feiert jemand sein Comeback, dann ist er wieder dabei, strahlt, blickt
aber mit tieferen Augen als früher. Guckt man genau hin, kann man vielleicht
Search WWH ::




Custom Search