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in den letzten zwei Jahren der Weinstein Company 29 Oscarnominierungen sich-
ern konnte. Diese sogenannten Oscarpublizisten organisieren Dutzende von
Filmvorführungen für die Akademiemitglieder, versuchen die wichtigsten Journ-
alisten und Blogger für ihren Film zu gewinnen, verschicken Tausende Sichtungs-
DVDs und sorgen dafür, dass der Film gesehen wird.
Sicher ist die ualität der Filme am Ende ausschlaggebend, aber »he King's
Speech« und der Schwarz-Weiß-Stummilm »he Artist« zum Beispiel sind
Außenseiterilme, die sich ohne Lisa Tabacks Schützenhilfe vielleicht nicht
durchgesetzt häten. Es gibt kein Rezept, das den Erfolg garantiert, erklärt Frau
Taback, aber sie sucht bei jedem Film nach der Geschichte, die ihm den Rücken
stärken könnte. Für »he Artist« gewann sie die Unterstützung der Chaplin-
Enkeltöchter Dolores und Carmen. Das mochten die Leute. Auch die Tatsache,
dass der Film in Los Angeles gedreht worden war. Was in den vergangenen
Jahren zudem sehr gut bei den Akademiemitgliedern anzukommen scheint, ist
das Image eines Underdog, eines Außenseiterilms. Der kleine, liebevoll gemachte
Low-Budget-Film, der sich gegen die mächtigen Großproduktionen durchsetzen
muss. An dieser Vorliebe der Akademiemitglieder hate sich auch 2013 nichts
geändert, und so konnte sich 2013 Ben Stillers »Argo« gegen die haushohen Fa-
voriten »Zero Dark hirty« von Bigelow und Spielbergs »Lincoln« durchsetzen.
Eine andere Taktik, die Frau Taback für »he Artist« anwandte, bestand darin,
die Sichtungs-DVD, die den Akademiemitgliedern nach Hause geschickt wurde,
so lange wie möglich zurückzuhalten. Die Wähler waren geradezu gezwungen, in
die Kinos zu gehen und sich den Film auf großer Leinwand anzusehen. Und es
berührt natürlich, den Film an dem Ort zu sehen, von dem er erzählt. »he
Artist« wurde in zehn Kategorien nominiert und gewann davon fünf.
Zur Oscarverleihung 2012 allerdings haten die Kampagnen und Partys, die mit
den Ansichts-DVDs verschickten Geschenke sowie die Flut von Werbe-E-Mails
maßlos zugenommen. Vor allem die sogenannten third parties wurden fast inla-
tionär veranstaltet. Das sind private Feste mit Filmvorführung, die eine beliebte,
bekannte Person für einen nahen Schauspielerfreund ausrichtet, dessen Film
zufälligerweise gerade nominiert wurde. Julia Roberts veranstaltete, gut getimt
und Seite an Seite mit den wichtigen Meinungsmachern der Presse, ein solches
Event für ihren Freund Javier Bardem, der mit »Biutiful« als bester Schauspieler
nominiert war und den Oscar später auch tatsächlich bekam.
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