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Die Frage für mich ist inzwischen also nicht mehr, wie ich an ein Casting komme,
sondern wie ich es schafe, Mitglied der Screen Actors Guild zu werden. Mal
abgesehen davon, dass man ein Arbeitsvisum oder bei längeren Aufenthalten die
Green Card braucht, um in den USA arbeiten zu können, wird bei den veröfent-
lichten Angeboten immer unterschieden zwischen Union- und Non-Union-Pro-
jekten. Möchte man eher nebenbei mal mitwirken oder ist man Neueinsteiger,
funktioniert der Einstieg über die Non-Union-Projekte ganz gut, denn es gibt
zahllose Independent-, Low- und No-Budget-Produktionen, die es sich nicht
leisten können, den hohen Anforderungen der SAG zu genügen. Auch Übungs-
und Abschlussarbeiten an den Filmhochschulen eignen sich sehr gut, um in die
Branche hineinzuschnuppern. In all diesen Non-Union-Projekten können Schaus-
pieler ohne SAG-Card mitwirken. Mitgliedern aber ist dies untersagt. Mit einer
kostenplichtigen Mitgliedschat bei backstage.com erfährt man von vielen Film-,
Werbe,- und Musikvideo-Castings oder Bühnenvorsprechen, alle eingeteilt in
union/non-union. Man kann ein Proil mit Fotos, Vita und Verweis zur eigenen
Webseite einrichten und sich so für die Projekte bewerben. Hat funktioniert!
Bei einem Abendessen bei Cornelia habe ich Lionel Wigram kennengelernt. Er
war Senior Vice President of Production bei Warner Bros. und hat beispielsweise
die Filmrechte der Harry-Poter-Romane an Land gezogen. Für drei der Poter-
Verilmungen war er als Executive Producer tätig, zudem hat er gemeinsam mit
Guy Ritchie und Robert Downey Jr. »Sherlock Holmes« entwickelt und
produziert. Wir mochten uns auf den ersten Blick, und mir war Got sei Dank
nicht ganz bewusst, mit was für einem Großkaliber ich es zu tun hate, sonst
wäre ich befangen gewesen. Aber ich habe ihm nie das Gefühl gegeben, dass
mein Interesse an ihm auch nur annähernd etwas mit meinem Beruf und seiner
Position zu tun hat. Sonst häte er sich wohl niemals auf dieses Frühstück ein-
gelassen, bei dem ich ihm ein paar Fragen stellen wollte.
Trotzdem ist ihm dieses Trefen, das spüre ich, ein wenig suspekt. Es hat zun-
ächst halb dienstlichen Charakter, und das macht Lionel noch britischer, als er
ohnehin schon ist. Die Fragen scheinen ihn nicht zu interessieren. Ich bin mir
über deren ualität inzwischen auch selbst etwas unsicher. »Warum Hollywood-
Filme so teuer sind?«, wiederholt er. »Sind sie doch gar nicht! Bestimmte Filme
sind so teuer, weil sie genau so viel kosten, wie das Genre es verlangt.«
Gibt es ein Außen und Innen? »Natürlich! Wie in jeder alteingesessenen und
erfolgreichen Struktur, und so eine ist Hollywood. Es gibt bestehende Netzwerke,
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