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sie ohne Lohnfortzahlung und erwirkte eine einstweilige Verfügung, die es dem
Star untersagte, an anderer Stelle zu arbeiten. Bety Davis prozessierte gegen
diese Vorgabe und verlor, trotzdem begann die Allmacht der Studios Risse zu
bekommen.
Aus gleichen Gründen lehnte sich Olivia de Havilland nach ihrem Erfolg in
»Vom Winde verweht« gegen Warner auf - und wurde ebenfalls suspendiert. Als
Warner sich weigerte, sie vorzeitig aus ihrem Sieben-Jahres-Vertrag zu entlassen,
prozessierte sie und gewann. Damit war das Ende der bisherigen Knebelverträge
besiegelt und eine völlig neue Verhandlungsbasis für die Schauspieler geschafen.
Über jahrelanges Krätemessen mit den Studios, starken Mitgliederzuwachs und
diverse Streiks gelang es der SAG, nach und nach die Arbeitsbedingungen zu
verbessern und die Rechte der Schauspieler auszubauen. Garantierte Mitags-
pausen, Begrenzung der maximalen Arbeitszeit, Aufenthaltsmöglichkeiten
während der Dreharbeiten, Vergütung bei Wiederholungen im Fernsehen, Renten
und Krankenversicherungen wurden erst jetzt überhaupt vorstellbar. Anfänglich
tauchten sogenannte Checker der SAG am Drehort auf und überprüten die
Arbeitsbedingungen. Fanden sie Mängel oder auch Darsteller im Team, die nicht
Mitglied der SAG waren, wurden die Dreharbeiten abgebrochen.
Möchte heute ein Produzent mit einem Schauspieler arbeiten, der Mitglied der
SAG ist, muss er ein Abkommen unterzeichnen, das ihn verplichtet, alle Regeln
der SAG anzuerkennen.
Daher würden die meisten Agenten keinen Schauspieler unter Vertrag neh-
men, der noch nicht Mitglied der SAG ist. Die Mitgliedschat ist für den Schaus-
pieler ein Gütesiegel, sagt im Grunde aber weniger über seine Begabung aus als
über die Tatsache, dass ein Agent mit diesem Schauspieler leichter Geld verdien-
en kann. Wer in der SAG ist, hat schon gedreht, hat credits und bringt vielleicht
sogar einen Marktwert mit. Seit 2012 ist die SAG mit der American Federation of
Television and Radio Artists (AFTRA) zusammengeschlossen und vereinigt somit
über 160 000 Mitglieder.
Auch in Deutschland haben wir eine Gewerkschat für Schauspieler, den Bun-
desverband der Film- und Fernsehschauspieler. Der BFFS ist noch sehr jung, zählt
immerhin 2400 Mitglieder und hat gewaltige Aufgaben vor sich, da unsere
Arbeitsbedingungen immer schlechter werden. Der Verband ist allerdings bei
Weitem nicht so mächtig, dass zum Beispiel ein Streik organisiert werden könnte,
der wehtut. Aber warten wir mal ab.
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