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L. A. River, des Ballona Creek und des San Gabriel River samt ihrer Zulüsse reg-
uliert und 300 Bücken errichtet. Nur siebzehn Prozent des Flussbetes sind nicht
mit Beton versiegelt.)
Heute läut das Wasser aus den San Gabriel-Bergen in einem fast direkten und
geraden Weg durch den Flusslauf ins Meer. Straßen und Abwassersysteme sind
so konzipiert, dass alles, so schnell es geht, in den L. A. River läut und von dort
so viel Wasser wie möglich in kürzester Zeit aus der Stadt gespült wird.
Seit der letzten Eiszeit bildete sich der L. A. River eigentlich nur, wenn es in der
Regenzeit ein Zuviel an Wasser gab. Die meiste Zeit des Jahres versickerte das
Wasser im Boden und bildete kleine Teiche und Tümpel. Das Los Angeles-Tal
war ein Feuchtgebiet. Was nun aber seit knapp hundert Jahren dazukommt, ist,
dass es durch den Bauboom keine freien Flächen mehr gibt. Man muss nicht im
Helikopter über die Stadt liegen, um zu erkennen, dass es kaum Parkanlagen gibt
und zwischen Straßen, Parkplätzen, Dach- und Hauslächen so gut wie keine
Erde durchschimmert, in die das Regenwasser einsinken könnte. Der Boden ist
nahezu versiegelt, und so ließen bis zu achtzig Prozent des kostbaren Regen-
wassers über diese harten Oberlächen, befreien sie von Ölspuren, Feinstaub,
Rasendünger, Benzin und Tierkot und laufen durch Tausende von Gullis in den
Fluss ab, bevor sie schließlich als Gitbrühe bei Long Beach in den Paziik gespült
werden.
Bei uns »regenverwöhnten« Deutschen stößt es immer auf große Verwunder-
ung, wenn in L. A. bei dem ersten kleinen Schauer der Verkehr fast so zum Erlie-
gen kommt, als häte man es mit Blitzeis zu tun. Aber tatsächlich verwandeln
sich die Rinnsteine schnell in kleine reißende Bäche, als wären die Gullys ver-
stopt oder das Abwassersystem überfordert. Man kann sich Los Angeles als ein-
en riesigen, aber sehr lachen Trichter vorstellen: Die Wassermenge, die an ver-
schiedenen Stellen in geringer Menge aufgefangen wird, summiert sich im Zen-
trum zu einer schwer kontrollierbaren Krat. Mit den Jahren verwandelte sich der
L. A. River im Grunde in einen Abwasserhochgeschwindigkeitskanal, und die Be-
wohner blendeten ihn weitestgehend aus. Der Fluss wurde zum Niemandsland
und Müllabladeplatz. Trefpunkt für halbwüchsige Graiti-Sprayer, Drehort für
Endzeitilme, Freiläche für Schienen und Oberlandleitungen, Schlafplatz für Ob-
dachlose. Fast nachvollziehbar, dass einige Abgeordnete der Stadt vorschlugen,
den Fluss gänzlich zu begraben, unter einer Autobahn für Lkws.
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