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Up and coming: Downtown
Wenn man sich morgens um sieben Uhr auf die Union Station stellt, bekommt
man einen Eindruck, wie viele Menschen aufgrund der hohen Mieten und Sprit-
preise, der Staus und der schlechten Lutqualität an die Ränder der Stadt gezogen
und zu Pendlern geworden sind. Alle zwei Minuten pumpen die riesigen Pend-
lerzüge von San Diego, San Bernadino und dem Valley kommend schier endlose
Menschenmassen in die morgendliche Stadt. Etwa 140 000 Passanten sind es täg-
lich.
Dieses Spiel von Systole und Diastole wollte ich erleben, wollte sehen, wie sich
dieser riesige Knotenpunkt morgens um sieben in einen Bienenkorb verwandelt.
Dazu musste ich früh raus: Ich wollte mit dem Auto zur Wilshire/Western Station,
um dann von dort in die U-Bahn umzusteigen und mit der Purple Line nach Down-
town zur Union Station zu fahren. Ich hote, einen Parkplatz nahe dem Eingang
der U-Bahn-Station zu bekommen - ich fand aber keinen. Weder gab es einen
Park & Ride-Service noch reguläre Stellplätze am Straßenrand. Keine Chance. Als
einzige Möglichkeit blieb mir, das Auto auf einem teuren Supermarktparkplatz
stehen zu lassen, um dann in die U-Bahn umzusteigen. Aufs Auto zu verzichten
wird einem in L. A. nicht leicht genug gemacht, dachte ich. Wobei die Zugfahrt
dann allerdings sehr entspannend war. Keine Staus, schicke Züge, die im Zehn-
minutentakt durch großzügig helle und saubere Bahnhöfe fuhren.
Als ich an der Union Station aussteige, bin ich doch etwas entäuscht. Viele
Menschen, in der Tat, aber was habe ich auch anderes erwartet. Den Wahnsinn
von Shinjuku Station in Tokio? Dafür ist man hier viel zu entspannt.
Die rote, die lila, die silberne und die goldene U-BahnLinie trefen auf unzählige
Busse, auf Straßenbahnen und Fernzüge mit so klingenden Namen wie Paciic
Surliner , Coast Starlight oder Texas Eagle . 1939 ist der Bahnhof erbaut worden, das
Gebäude wirkt aber viel älter und ist im spanischen Kolonialstil mit Elementen des
Mission Revival und Art déco gehalten. Die Wartehalle mit ihren Ledersesseln,
den Marmor- und Terrakotaböden ist wunderschön und trotz ihrer Größe gemüt-
lich. Der feine ältere Herr im Sessel, das wartende Pärchen mit dem Kind, das auf
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