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Dass man bisweilen von einem Food War spricht, einem Krieg also, hat aber
auch mit dem Zorn der Restaurantbesitzer zu tun, die die Rezession sehr stark zu
spüren bekamen und manchmal direkt vor ihrem Lokal einen solchen Truck
stehen haben, an dem für die Dauer von zwei Stunden nie weniger als dreißig
Menschen Schlange stehen. Der Boom hängt sicher auch mit der Trägheit der
Bürokratie zusammen. Das Truckbusiness wuchs in einen, ich will nicht sagen
rechtsfreien, aber doch in einen Raum hinein, in dem es wenig Beschränkungen
gab. Nun inden die gleichen ualitäts- und Hygienekontrollen stat wie in den
Restaurants, und der Markt ist gesätigt und reguliert.
Jonathan Gold, Kolumnist der L. A. Weekly , hat sich im Alter von zwanzig Jahren
vorgenommen, mindestens einmal in jedem Restaurant entlang des Pico
Boulevard zu essen. Der Pico Boulevard ist fast 25 Kilometer lang und durchquert
Los Angeles von Santa Monica bis Downtown. An einem Strandcafé beginnend,
fährt man durch persische und japanische Wohngegenden, vorbei am Lycée
Français, dem Geschätsviertel Century City und den Fox Studios. Anschließend
durchquert der Pico, von jüdischen in afroamerikanische und lateinamerikanis-
che Bezirke übergehend, Koreatown und endet erst, nachdem er die Wolken-
kratzer Downtowns hinter sich gelassen hat.
Jonathan Gold verwirklichte sein Vorhaben und schrieb das Buch »Counter In-
telligence: Where to Eat in the Real Los Angeles«. Heute ist er der Gastro-Papst
in der Stadt. Wer in seinen Listen (etwa: » 99 Essential Restaurants« oder »99 h-
ings to Eat in L. A. Before You Die«) autaucht, hat ausgesorgt.
Den Riterschlag hat man erhalten, wenn man von Jonathan Gold als Gastro-
nom zu seinem Festival eingeladen. Beim Gold Standard bieten jährlich vierzig
seiner Lieblingsrestaurants ihr Essen an. Im Jahr 2012 zählte das Festival um die
2000 Besucher, die nicht nur vom Essen, sondern auch von der entspannten und
herzlichen Atmosphäre schwärmten.
An Malaysia liebe ich, dass das Beste an indischer, indonesischer und chinesis-
cher Küche aufeinandertrit. In Hawaii verschmelzen japanische, US-amerikanis-
che und polynesisch-asiatische Küche. In der Schweiz vermischen sich feinste
französische und italienische mit deutschen Einlüssen. In Los Angeles gibt es so
viele Küchen wie Völker, und in keinem anderen Aspekt der Stadt spiegelt sich
der ethnische Pluralismus derart sinnesfreudig wieder. Es gibt die aberwitzigsten
Mischformen und Nischen: Burger von wiesengefüterten Bio-Rindern, Fischta-
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