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Eine gewisse Grundqualität ist natürlich vonnöten, aber entscheidend ist,
diesen kurzen Energieschub für sich zu nutzen und den Vorsprung auszubauen,
bevor die Energie ihren Höhepunkt erreicht hat und sich wieder verlüchtigt. Im
Amerikanischen ist ot von up and coming die Rede. Ganz groß im Kommen!
Aber vielleicht auch ganz schnell wieder vorbei …
Und so kommt es, dass da oder dort gegessen zu haben wichtiger ist als die
Speise selbst oder dass fünfzig Leute eine Dreiviertelstunde lang anstehen, um
einen drei bis fünf Dollar teuren Taco zu bekommen. So kommt es, dass man in
bestimmten Restaurants Wochen vorher reservieren muss oder dass man in
diesem Café überrannt wird, in jenem aber vereinsamt. Mit der ualität des
Angebotes allein ist das nicht zu erklären. Hier liegt ein Flirren in der Lut, dort
eben nicht. Hier gehöre ich dazu, zu den Coolen, der crowd , hier bin ich glücklich
und sat.
Manche Stadtplaner sehen dem Treiben äußerst wohlwollend entgegen. Für eine
Stadt mit sonst eher spärlichem Straßenleben sind die Trucks ein willkommener
frischer Wind. Leere Gehwege füllen sich mit Leben, wenigstens für drei, vier
Stunden: ein Pop-up-Straßenleben.
Nicht ganz nach den Vorstellungen der Stadtplaner verlief hingegen die
Entwicklung des Straßenfestes in Venice. Jeden ersten Freitag des Monats inden
in der Abbot Kinney Road einige Vernissagen in den Galerien stat; gleichzeitig
gibt es Sonderangebote in den Geschäten. Anfangs waren die Ladenbesitzer froh
über die ersten Food Trucks, die vermehrt Publikum ins Viertel lockten und den
Verkauf ankurbelten. Dann waren es irgendwann an die fünfzig Trucks in der
schmalen Straße, und die Leute kamen scheinbar nur noch zum Fressen. Die
Ladenbesitzer klagten über Abgasgestank, mangelndes Interesse an ihren
Geschäten und Halden von Müll. Sie schlossen sich zu einer Interessenge-
meinschat zusammen, die ein Parkverbot für die Dauer des Straßenfestes er-
wirkte. Gegenüber vereinzelt autauchenden Trucks verhielt man sich recht ag-
gressiv, sodass sich bis heute nur noch an die sieben Fahrzeuge auf einen kleinen
Parkplatzhof trauen. Die Truckbesitzer fühlen sich zu Unrecht ausgegrenzt, hät-
ten sie doch dem Fest erst zu seiner Popularität verholfen. Aber selbst die weni-
gen Wagen versammeln noch immer derartig große Menschenmassen um sich,
dass es eigentlich keinen Spaß machen kann, dort zu essen. Die Atmosphäre in
der Abbot Kinney Road ist etwas angespannt und die Rechtslage nicht ganz
eindeutig. Vielleicht erklärt dies das große Aufgebot ratloser Polizisten.
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