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cos, vietnamesische Sandwiches, mexikoscher … Eine Zeitlang sind Hühnchen in
belgischen Wafeln Mode gewesen, dann glutenfreie, vegane Backshops. Die Res-
taurants poppen aus dem Nichts, verschwinden wieder und tauchen Jahre später
vielleicht als Trend in Deutschland auf. Zurzeit sind es die Bubble Teas, die in
jeder noch so kleinen deutschen Fußgängerzone verkaut werden, als häten wir
Jahre darauf gewartet. Getränke mit glibbrigen Kügelchen aus Tapioka, die ge-
sund sein sollen. Deutschland übrigens ist kulinarisch in Los Angeles schwer an-
gesagt, oder besser ausgedrückt, das, wofür wir stehen: Bier und Bratwurst. Die
entsprechenden Lokale heißen Jagerhaus, Wurstküche, Germany's Famous Brat-
wurst Truck, Chalet Edelweiß oder Steingarten L. A. In Silver Lake gibt es sogar
Berlin Currywurst .
Die Wurstküche ist so erfolgreich, dass der Inhaber neben dem Restaurant im
Art District noch eine zweite Filiale in Venice eröfnet hat. Eine Gelddruck-
maschine: Für die Küche braucht man nicht mehr Raum und Ausstatung als für
eine Pommesbude. Kaum Personal ist vonnöten, weil man sich seine Wurst am
Tresen abholt und dann nach hinten in den großen und denkbar schlichten Es-
sensraum geht. Auch die Einrichtung könnte einfacher nicht sein - man sitzt auf
Bierbänken. Aber unsere Vorstellung von Bratwurst wird enorm erweitert: Die
»klassische Bratwurst« mit Koriander (!) und Muskat bildet den Anfang der
Speisekarte, gefolgt von drei verschiedenen vegetarischen Würsten. Dann kom-
men die Gourmetwürste: Hühnchen/Pute mit Mango oder mit Apfel, Speck und
Zimt. Die Krönung sind die Exotics : Büfelwürstchen, Enten-, Alligator-, Klapper-
schlangenwürstchen. Dazu kommen jede Menge Biersorten bis hin zu original
bayrischem Dunkelweizen vom Fass!
Das ist exemplarisch für Los Angeles: Neue Impulse werden freudig aufgegrif-
fen, mit dem verschmolzen, was bereits da ist, und auf die Spitze getrieben. Was
man in Los Angeles bisher nicht kannte, und deshalb erfreut sich der Laden so
großer Beliebtheit, ist das Biergartenkonzept der Wurstküche. Man sitzt auf
Tuchfühlung mit fremden Menschen. Bei aller Ofenheit und Freundlichkeit, die
ich immer wieder beschreibe, man würde sich in dieser Stadt eigentlich niemals
zu Fremden an einen Tisch setzen. Aber hier ist das okay und irgendwie wild.
Und: Man darf sitzen bleiben - auch wenn man gar nicht mehr isst! Normaler-
weise kommt, wenn man die Frage, ob man ein Dessert möchte, verneint, gleich
die Rechnung. Hier darf man sitzen, trinken und weiterreden. Das ist wirklich
exotisch, und man indet das großartig. Mitags reicht die Warteschlange bis nach
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