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stränge. Denn wo man Wasser hinleitet, wird es irgendwann grün, und wo man
einen Bahnhof baut, da steigen irgendwann auch die ersten Menschen aus dem
Zug. Erst gab es den Verkehr, dann seine Nutzer.
Und diese Vorgehensweise prägt bis heute das eigentümliche Nichtstadt-Bild
von Los Angeles. Noch immer werden an den ausfransenden Rändern der Stadt
neue Superdörfer gebaut. In einem Immobilienwerbetext von 2011 heißt es: » Get
from your home to L. A. in 20 minutes or less. L. A. is closer than you think. Introdu-
cing a great new home community designed to get you to L. A. in no time. Metrolink
Express to downtown in 20 minutes.« Von der eigenen Haustür nach L. A. in zwan-
zig Minuten oder weniger. Die neue schöne Wohnsiedlung, die dafür entworfen
wurde, dass man in null Komma nichts in der Stadt ist. Diese Werbung unter-
scheidet sich kaum von den Kampagnen, die um 1910 entworfen wurden. Es wird
mit der Eisenbahn geworben, mit Transport, Geschwindigkeit, der Verknüpfung
des Landlebens mit den Annehmlichkeiten der Stadt.
Phineas Banning, der »Vater des Hafens von Los Angeles«, der nach massivem
Landkauf die Bucht südlich von Wilmington zu einem Tiefsee-Hafen ausbaute,
ließ eine Bahnverbindung vom Hafen in die Nähe von Downtown Los Angeles
bauen. Es war die erste Eisenbahn Süd-Kaliforniens. Downtown war in der
zweiten Hälte des 19. Jahrhunderts tatsächlich kurz so etwas wie ein Stadtzen-
trum, schließlich zog es den nicht abreißenden Strom von Neuankömmlingen
aber doch mehr in die Peripherie. Es waren Farmer aus den dünn besiedelten Ge-
bieten des Mitelwestens, die auf der Suche nach fruchtbarem Land waren und
sich nur wenig für das Stadtleben interessierten. Großgrundbesitzer wie C. H.
Howland oder Henry E. Huntington bauten Bahnlinien weit in das unkultivierte
Land hinein, sorgten für Strom- und Wasseranschlüsse und konnten sich so des
Kauinteresses der Farmer sicher sein. Gewiete Makler arbeiteten eng mit den
Landverteilungsunternehmen zusammen, und mithilfe des schnell ausgebauten
Schienennetzes wurde jede neue Welle von Neuankömmlingen in vorgefertigte
Bahnen geleitet.
Die fünf 1874/75 fertiggestellten Hauptlinien der Bahn von Downtown in Rich-
tung San Fernando, San Bernadino, Anaheim, Wilmington und Santa Monica bil-
deten das Skelet für das schnelle Wachstum der Stadt. Bis heute hat sich daran
nur insofern etwas geändert, dass jede dieser fünf Bahnlinien durch Highways
ersetzt worden ist. Wie die Lebensadern in einem Blat, so hat L. A. die Form an-
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