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Lebensqualität, einen Style. Man leistet sich ein Leben, das man leben möchte,
und wenn sich der Wunsch ändert, dann zieht man eben um und kleidet sich in
ein anderes Konzept. Man springt in eine vorgefertigte Form. Genau so ist Los
Angeles entstanden.
Manche sagen, L. A. sei um das Auto herum gebaut. Manche gehen noch weiter
und behaupten, die Stadt sei um Parkplätze gebaut. Eines ist ofensichtlich:
Urbanes Leben, wie wir es kennen, mit einem gewachsenen Kiez, mit Spaziergän-
gen von Café zu Café und Bürgersteigbekanntschaten, ist schwer zu inden. Geht
man in bestimmten Gegenden zu Fuß, halten die Autos an, und man wird gefragt,
ob alles in Ordnung sei, ob man Hilfe brauche. Selbst in einer Shoppingmeile wie
der Melrose Avenue halten, wenn man die Absicht signalisiert, fern einer
Fußgängerampel den Autoluss zu durchqueren, auf allen Spuren die Fahrzeuge
an, als würde ein verwirrter Hirsch am Fahrbahnrand stehen. Eine Stadt, in der
nichts ohne das Auto geht, ist für uns kaum vorstellbar. Die Zeitung oder eben
mal ein paar Brötchen holen kann man nicht. Es sei denn, man wohnt in den
» Städtchen in der Stadt «, in Venice oder Silver Lake, aber dazu später mehr.
Wieso ist diese Stadt so lächig? Es gibt eigentlich keinen Rand. Los Angeles
lässt sich schwer eingrenzen, deinieren. Und warum redet man überhaupt von
einer Stadt und nicht von einer Region mit verschiedenen Kernen, wie das zum
Beispiel im Ruhrgebiet der Fall ist? Vielleicht ist es sinnvoll, einen Moment zu
schauen, wo diese Stadt eigentlich herkommt.
Die Entstehungsgeschichte von Los Angeles ist untrennbar mit Verkehr und
Transport verknüpt, und ebenso ist es die Form der Stadt.
Keiner Kreuzung von Handelsrouten, fruchtbarem Grund oder bestimmten
Bodenschätzen, wie etwa dem Gold im Raum um San Francisco, ist die Ent-
stehung der Großstadt Los Angeles zu verdanken, sondern dem Geschätssinn
einiger weniger. Was benötige ich, um dieses trostlose Land gewinnversprechend
an den Mann zu bringen? Ganz einfach: Wasser, die Anbindung an den Rest der
Welt und einen Mythos. Ich erinnere an das Eingangszitat aus »L. A. Coniden-
tial«: » Das Land des ewigen Frühlings, das Land, wo die Orangenhaine blühen … «
Ein Transportsystem war bereits vorhanden, bevor die Siedler Los Angeles
überhaupt erreichten. Denn das Hauptanliegen der schwerreichen Groß-
grundbesitzer war: Wie bekommen wir Landkäufer und Pächter in dieses oder
jenes entlegene Gebiet? Und so verlegte man schließlich die ersten Schienen-
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