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und daraus resultierender Veränderung der jeweiligen Sozialstrukturen ergibt. 7 Für diese
theoretischen Aspekte und genauere Informationen zum Gesamtprogramm sei hier verwiesen
auf Klüver 2002 sowie Klüver und Klüver 2012. Es sei hier nur angemerkt, dass wir dies
Programm als SCCA bezeichnen - Socio-Cultural Cognitive Algorithm. Wir haben das
Programm inzwischen (seit der ersten Auflage) etwas weiter entwickelt und zeigen in dem zur
Verfügung gestellten Video diese neuere Version. Freilich soll hier auch nicht unerwähnt
bleiben, dass trotz des sehr theoretischen Entstehungskontextes der SCCA bei Schülern (zum
Teil erst 12-13 Jahre) und Studierenden stets großes Interesse und vor allem die Motivation
hervorrief, selbst damit zu experimentieren und die Entwicklung von Menschen und Sozial-
strukturen sozusagen im Zeitraffer nachzuvollziehen. Vielleicht haben Sie auch Lust, es einmal
mit dem SCCA zu versuchen.
http://www.rebask.de/qr/sc1_2/6-3.html
Die verschiedenen Beispiele in den vorangegangenen Kapiteln und den letzten Subkapiteln
haben konstruktiv demonstriert, welche vielfältigen und praktisch unbegrenzten Verwendungs-
möglichkeiten die unterschiedlichen Soft-Computing-Modellierungsverfahren und deren
Kombinationen anbieten. Das können sehr praktische Probleme sein wie die Modellierung von
Verkehrsverhalten und daraus resultierende Verkehrsplanungen oder die Entwicklung
medizinischer Diagnosesysteme. Ebenso einsetzbar sind diese Techniken in sozialpädagogi-
schen Bereichen, in denen nicht nur Simulationen von Gruppenprozessen und deren Prognose
ermöglicht werden, sondern auch die Planung der optimalen Zusammensetzung von Sub-
gruppen und die Auswahl bestimmter Personen. Die Verwendung dieser Techniken kann
jedoch auch sehr theoretische Probleme der Grundlagenforschung in verschiedenen Disziplinen
betreffen. Wir haben im zweiten Kapitel erwähnt, dass ZA-Modelle unter anderem dazu
verwendet wurden, eines der wichtigsten Probleme der Biologie zu bearbeiten, nämlich die
Entwicklung von lebenden Systemen aus präbiotischer Materie (Boerlijst and Hogeweg 1992).
Dort dienten die ZA zur Verbesserung des berühmten Hyperzyklus von Eigen. Man kann
ebenfalls zeigen wie ein ganz anders theoretisches Problem mit hybriden Techniken behandelt
werden kann, nämlich die Fähigkeit komplexer Systeme, sich in sich selbst abzubilden (Klüver
2000). Allerdings lässt sich dieses theoretisch fundierte Modell auch durchaus praktisch
anwenden, nämlich beispiels-weise bei der Optimierung von Organisationsstrukturen (Stoica et
al. 2004).
Wir haben zu Beginn dieses Kapitels darauf verwiesen, dass hybride Systeme sowohl häufig
leistungsfähiger sind als Systeme, die nur mit einem Basismodell arbeiten, als auch meistens
komplizierter. Das letzte Beispiel hat diesen Hinweis vermutlich bestätigt. Hybride Systeme
lassen sich freilich auch einfacher konstruieren, falls die Probleme nicht so komplex sind wie
das letzte; das sollten die ersten beiden Beispiele demonstrieren. Die Kombination unterschied-
licher Soft-Computing-Modelle ist jedenfalls bereits für sich eine faszinierende Aufgabe.
Lassen Sie sich durch die Kompliziertheit der obigen Beispiele also nicht entmutigen.
7 Kenner gesellschaftstheoretischer Ansätze, die sich mit der Logik historischer Prozesse beschäftigen,
werden hier vielleicht Inspirationen von den Theorien von Karl Marx und Jürgen Habermas
entdecken, aber das nur nebenbei.
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