Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
Biomasse ist aus einer umweltethischen Perspektive zu befürworten bzw. zu unterlassen“
strikt abzulehnen. Allenfalls kann festgehalten werden, dass eine ökologisch nachhaltige
Produktion und Nutzung von Energie aus Biomasse bestimmte gesetzliche Regelungen
und einen gewissen Technisierungsgrad der eingesetzten Optionen voraussetzt. Beide Vo-
raussetzungen sind in Deutschland grundsätzlich gegeben.
Die Erörterung zeigte, dass sich unter Berücksichtigung der Interessen von gegenwärtig
und zukünftig lebenden Menschen wie auch von nichtmenschlichem Leben ein ethisch
begründetes Gebot des Bodenschutzes, des Wasserschutzes, des Luftschutzes, des Klima-
schutzes wie auch des Schutzes der Biodiversität formulieren lässt. Da sich die Gebote des
Umweltschutzes aus dem Status der Teilbereiche bzw. ihrem Wert für menschliches Leben
ableiten, darf hierbei der Zweck der landwirtschaftlichen Praxis (beispielsweise ob die Fel-
der für den Nahrungsmittelanbau oder für die Energieproduktion bestellt werden) keine
Rolle spielen. Vielmehr haben für jede Arbeit an und mit der Umwelt notwendigerweise
dieselben umweltethischen Kriterien zu gelten.
Es wurde festgehalten, dass der Landwirt dafür verantwortlich ist, die fundierten Prin-
zipien des Umweltschutzes auf seinem Grund und Boden zu berücksichtigen und umzu-
setzen. Strittig ist hingegen, inwieweit ein Handelnder für nicht-intendierte Folgen seines
Tuns verantwortlich zu machen ist. Wenngleich die primäre Verantwortung hierfür nicht
auf der Mikroebene, sondern auf der Ebene der internationalen politischen Rahmenbe-
dingungen liegt, ist ein jeder Mensch dazu angehalten, Entscheidungen und seine Lebens-
führung hinsichtlich möglicher nicht-intendierter Umweltschäden zu reflektieren.
4.4.2
Zusammenfassung der sozialethischen Diskussion
Wie bei der umweltethischen, so ist auch im Rahmen der sozialethischen Erörterung ein
generalisierendes Urteil strikt abzulehnen. Die Gewinnung und Nutzung von Energie aus
Biomasse ist derart stark orts-, struktur- und anbauspezifisch, dass ihre Auswirkungen auf
die Mitmenschen stark differieren. Der Sehnsucht nach einem allgemeingültigen, endgül-
tigen Urteil ist also zu widerstehen.
Die entwickelte Ethische Matrix kann entsprechend nur Grundlage für eine sozialethi-
sche Analyse sein. Um zu einer ethischen Bewertung der Produktion von Biomasse zur
energetischen Nutzung zu gelangen, muss noch eine Abwägung durchgeführt werden, die
die unterschiedlichen identifizierten Interessen nach ihrem ethischen Gehalt gewichtet.
Diese ist erst dann möglich, wenn die Matrix an eine konkrete Fragestellung angewandt
und mit konkreten Inhalten gefüllt wurde.
Für eine derartige Abwägung divergierender Güter und Interessen gibt es leider keine
einfachen Regeln. Anleitungen zur Abwägung können allenfalls grobe Orientierung leis-
ten, so ist beispielsweise festzuhalten: Je bedrohlicher die Nicht-Erfüllung eines Interesses
für das menschliche Leben ist, desto höheres moralisches Gewicht kommt diesem Inter-
esse zu.
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