Environmental Engineering Reference
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lungen wie unser Konsumverhalten, unsere Urlaubsgewohnheiten oder unsere Mobilitäts-
vorlieben nicht-intendierte Konsequenzen auf globaler Ebene hervorrufen können: „Denn
wir wollen nicht die Tierarten ausrotten, wir wollen nicht den Ozongürtel zerstören, wir
wollen nicht das Klima ruinieren - und bewerkstelligen es doch.“ (Schäfer 1999, S. 55).
Ob der unklaren empirischen Kausalbeziehungen ist eine klare Antwort auf die Frage
nach der Verantwortung gerade bei ökologischen Schäden oftmals nur schwer möglich.
Dennoch oder gerade deswegen nimmt diese Frage in zahllosen Konflikten - und im Be-
sonderen auch in der Debatte über Energie aus Biomasse - eine prominente Rolle ein und
wird auch in der vorliegenden Studie an verschiedenen Orten immer wieder zum Thema
werden: Inwieweit ist Energiegewinnung aus Biomasse beispielsweise in Deutschland für
etwaige negative Konsequenzen auf globaler Ebene mitverantwortlich?
Hierzu sollen einige grundlegende Gedanken vorausgeschickt werden: Es darf common
sense genannt werden, dass Handelnde für „intendierte Handlungsergebnisse stärker ver-
antwortlich sind als für nicht-intendierte, aber vorausgesehene und ‚in Kauf genommene'
Handlungsfolgen; für vorausgesehene Handlungsfolgen stärker als für nicht-vorausgese-
hene, die aber voraussehbar gewesen wären.“ (Düwell et al. 2006, S. 546). Die Maximal-
position, nach der der Handelnde für alles verantwortlich zu machen ist, was er durch
seine Handlungen hätte beeinflussen können, wird von vielen als eine moralische Über-
forderung des Einzelnen abgelehnt. Vielmehr rufen die komplexen Handlungs- und Wir-
kungszusammenhänge einer modernen, globalisierten Gesellschaft nach entsprechenden
politischen Institutionen und Regelungen (Schäfer 1999, S. 90; Vogt 2009, S. 381; Interna-
tional Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development
2009, S. 114). Der Verweis auf die Bedeutsamkeit der politischen Ebene darf jedoch nicht
als schlichte Verlagerung der Verantwortung - weg von der Mikro- hin zur Makroebene
- missverstanden werden. Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwieweit sie eine Überfor-
derung der Politik und ihrer Möglichkeiten bedeutet (Vogt 2009, S. 379 ff.; Lübbe 1994,
S. 295).
Mit dem gerechtfertigten Verweis auf die Bedeutung der nationalen wie internationa-
len politischen Rahmenbedingungen ist die Frage nach der moralischen Verantwortung
des Einzelnen also noch keinesfalls abschließend beantwortet, vielmehr ist die Verant-
wortungszuschreibung stete Aufgabe eines gesellschaftlichen wie persönlich zu führenden
Aushandlungsprozesses.
2.3.4
Umweltethik
Eine für das Vorhaben der moralphilosophischen Diskussion über Energie aus Biomasse
relevante Teildisziplin der Ethik ist die sogenannte ökologische Ethik oder Umweltethik.
Sie beschäftigt sich mit der Frage, welches Verhalten des Menschen gegenüber der nicht-
menschlichen Natur ethisch gerechtfertigt ist.
Die Diskussion, inwieweit die nichtmenschliche Umwelt aus ethischen Gründen schüt-
zenswert und zu berücksichtigen ist, kann mit Blick auf die Philosophiegeschichte als ein
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