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Welt, die sih allein um die Türkei dreht, die tagein, tagaus nihts anderes im Sinn
hat, als seiner Heimat auf irgendeine Weise an den Kragen zu gehen. Die Phase der
Belustigung währte niht lang, ziemlih shnell war ih genervt. Noh eine Weile
später aber begann ih, die Türken zu verstehen: Ih habe noh nie in einem Land
gelebt, in dem tatsählih so viele Vershwörungen geshehen und aufgedekt wer-
den wie in der Türkei. Allerdings gibt es einen entsheidenden Untershied zwis-
hen den Vershwörungen und den Vershwörungstheorien: In den Vershwörung-
stheorien sind die Bösen immer fremde »dunkle Mähte« ( karanlık güçler ): Europa,
Israel, die USA . In den ehten Vershwörungen der letzten Jahre aber sind es aus-
nahmslos Türken, die anderen Türken ans Leder wollen. Den Türken Shaden zufü-
gen? Niemand erledigt das so gut wie die Türken selbst. »Selbst wenn sie uns alles
Übel an den Hals wünshen würde«, shreibt die Shritstellerin Elif Shafak: »Es gibt
keine ausländishe Maht, die unserem kreativen Volk so gekonnt an die Gurgel ge-
ht, wie wir selber das tun.«
Woher also die Angst, die Paranoia? Sie werden geshürt. Von jenen, die Shutz
und Retung versprehen. Von jenen, die seit Anbeginn der Republik die Maht
verwalten »trotz des Volkes für das Volk«. Von jenen, die sagen, sie würden »die
Republik auh vor der Demokratie reten«. Ihre Maht stützt sih seit bald einem
Jahrhundert auf dieselben Säulen: auf die Angst vor der Spaltung der Nation (Kur-
den! Ausländer!) und auf die Angst vor der Islamisierung des Landes (Hilfe, die
Anatolier kommen!). Zu den Fahnen rufen sie mit diesem Shlahtruf: Her Türk ask-
er doğar , »Jeder Türke ein Soldat«. Ein ängstlihes Land, ein polarisiertes Land, in
dem der eine den anderen niht kennt, der eine niht mit dem anderen spriht, ein
jeder aber bereit ist, das Shlimmste vom anderen zu denken. Die Shulen, sie sind
noh immer Ort der ideologishen Programmierung. Mit einem Programm aus längst
vergangener Zeit. »Die meisten Länder haben ein Problem mit ungebildeten Leu-
ten«, sagt Murat Belge, der an der liberalen Bilgi Universität unterrihtet: »Unser
Problem hier sind die Gebildeten. Wir erleben das jeden Tag an der Universität. Sie
kommen zu uns von den Shulen, und als Erstes müssen wir sie Entbilden.«
Ein anderes Wort für: ihnen das Gedähtnis zurükgeben. Die politishe Debate
im Parlament in Ankara, in den Cafés von Istanbul, im Taxi zum Flughafen ist
manhmal zum Haareraufen, aber es gibt Grund zur Hofnung. Allmählih brehen
sie auf, die Fronten, dürfen die Frauen zeigen, dass es niht aufs Koptuh ankommt,
sondern aufs Hirn darunter, dürfen Kurden wieder Kurdish sprehen und Armenier
über das, was ihnen widerfahren ist. »Das Land steht an der Shwelle zu einer
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