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an europäishes Beinkleid tragen. Und den Fes, den sih der Sultan bei den sh-
lagkrätigen ägyptishen Truppen abgeshaut hate. Um die enorme Nahfrage zu be-
friedigen, ließ Mahmud die größte Fabrik Istanbuls bauen: eine Fes-Manufaktur, am
Goldenen Horn. Die Feshane steht heute noh, während des Fastenmonats Ramadans
verwandelt sie sih Jahr für Jahr zum Shauplatz eines Volksfestes mit traditioneller
Musik und Shatenspiel. Dem Fes war in der Türkei jedoh nur eine kurze Karriere
als Ausweis moderner Gesinnung beshieden - shon Atatürk sah in ihm wieder das
Gegenteil: »Der Fes auf unseren Köpfen war ein Symbol für Ignoranz und Fanatis-
mus, ein Hindernis auf dem Weg zu Fortshrit und zeitgenössisher Zivilisiertheit.«
Man erzählt sih, dass er selbst einmal, als junger Oizier, auf einer Reise in den
Balkan seines Fes wegen verspotet wurde.
Atatürk wollte seinem Volk den Kopf lüten, also riss er ihm den Fes herunter. Und
den Turban sowieso: Den haten auh nah 1828 die geistlihen Würdenträger noh
aubehalten dürfen, er stand also in noh shlimmerem Ruh. Denn hier braute sih
eine Kulturrevolution zusammen, deren Ziel ofensihtlih war: Die Religion sollte
es treffen, den Islam. »Ih habe keine Religion, und manhmal wünshe ih alle Reli-
gionen an den Meeresgrund«, zitiert Biograf Andrew Mango Atatürk. Religion und
Aberglaube, Freitagsgebet und Wahrsagerei waren für ihn anahronistishe Übel, die
das Volk in einer insteren Zeit festhielten und so fast seinen Untergang herbeige-
führt häten. Und was das Koptuh bei Frauen noh heute ist, das waren der Turban
und seine Artgenossen damals bei Männern: Zeihen einfaher Gotgefälligkeit bei
den einen, Ausdruk tiefer Frömmigkeit bei den anderen. Shon vor dem Fes-Verbot
hate Atatürk das Kalifat abgeshat, Sharia-Gerihte aufgelöst und Derwish-Kon-
vente geshlossen. »Wissenshatlih« war das neue Zauberwort, ein Befehl zugleih.
Es hat also keiner gelaht, niht in Istanbul und niht im tief gläubigen Anatolien,
in jenem Moment, da der Präsident auf seinen Panamahut deutete. Es war ein Befehl.
Es war biterernst. Was war überhaupt ein Hut? Da einigte man sih shnell: eine
Kopbedekung mit einer Krempe, die vor der Sonne shützt und die zudem - aus
Siht der Religionsfeinde ein praktisher Nebenefekt - bei der Gebetsbeuge Rih-
tung Mekka im Weg ist. Und wie trägt man ihn? Die Zeitungen shrieben eifrig Rat-
geberartikel zu dem hema, diskutierten die Untershiede zwishen Filz und Loden,
Kalabreser und Bowler, Homburg und Zylinder. Am knifeligsten aber: Wo kriegt
man so ein Ding her? Selbst in Istanbul waren die Läden über Naht ausverkaut.
Jener Ort bei Izmir war niht der einzige, in dem die männlihe Bevölkerung sih
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