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standen, sih auf den Leihnam des alten Reihes zu stürzen: Italiener, Franzosen,
Briten, und die Griehen natürlih, die dann auh einmarshierten. Geboren wurde
er als Mustafa, 1881 , im damals noh osmanishen Saloniki; ein Lehrer verlieh ihm,
angeblih seiner Klugheit wegen, den zweiten Namen: Kemal, der Reife. Mustafa
Kemal ragte hervor, als Oizier, Stratege, Diplomat. Er warf die Griehen aus dem
Land, er besiegte kurdishe Aufständishe, er verhinderte die Auteilung dessen,
was den Türken geblieben war. Mustafa Kemal las Französish, er bewunderte die
europäishe Kultur. Er hate eine Vision: die Türkei. Eine neue Nation. Kein Wunder,
dass die Waise den großen Patriarhen am Ende adoptierte: Atatürk durte Mustafa
Kemal sih shließlih nennen, »Vater der Türken«.
Die Heimat lag in Ruinen. Und was tat der Vater als Erstes? Er ging daran,
seine Shutzbefohlenen neu einzukleiden. Es ist nämlih so: Als der Asteroid B
612 im Jahre 1909 von einem türkishen Astronomen im Fernrohr gesehen wurde,
da hielt der bei einem internationalen Astronomen-Kongress einen großen Vortrag
über seine Entdekung. Aber niemand glaubte ihm. Seines Gewandes wegen. Der
Mann trug nämlih, wie die meisten in seiner Heimat, Fes und Pluderhosen. »Die
großen Leute sind so«, shreibt der Franzose Antoine de Saint-Exupéry, der die
Geshihte aufgeshrieben hat. »Zum Glük für den Ruf des Planeten B 612 «, heißt
es in seinem »Kleinen Prinzen« weiter, »befahl ein türkisher Diktator seinem Volk
bei Todesstrafe, nur noh europäishe Kleider zu tragen. Der Astronom wiederholte
seinen Vortrag in einem sehr eleganten Anzug. Und diesmal gaben ihm alle reht.«
Der Hut, das ist die Revolution. Der Hut, das ist die Zivilisation. Der Präsident
wollte niht nur eine neue Türkei, er wollte auh neue Türken. Also shneiderte
er sih sein Volk zureht. Das »Gesetz über das Tragen von Hüten« also, Paragraf
I : »Die Mitglieder des türkishen Parlaments sowie alle staatlihen und regionalen
Beamten und Angestellten müssen einen Hut tragen, wie er auh vom türkishen
Volk getragen wird. Die allgemeine Kopbedekung des türkishen Volkes ist der
Hut. Dem widersprehende Gewohnheiten sind hiermit von Amts wegen verboten.«
Das Gesetz trug die Nummer 671 und wurde verabshiedet vom Parlament am
25 . November 1925 . Heute, fast neun Jahrzehnte später, gilt es noh immer.
Kleider mahen Völker, Kleider mahen Politik. Das wissen die Herren in Istanbul
und Ankara noh heute, wenn sie sih über das Koptuh in die Haare kriegen.
Das wussten auh die Herrsher vor Atatürk. Im Angesiht der Überlegenheit der
Europäer wollte shon Sultan Mahmud II . sein Reih hundert Jahre zuvor modernis-
ieren. Also verbot er Turban und Pluderhosen. Mahmuds Beamte mussten von 1828
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