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Man kann den Istanbulern einiges vorwerfen, aber niht, dass sie das Essen niht
ernst nähmen. Am besten sieht man das im Fastenmonat Ramadan, den die Türken
Ramazan nennen. Eigentlih ist Fasten ja gesund. Und dennoh warnen die Ärzte
und Kliniken hier Jahr für Jahr aufs Neue: »Viele Leute landen im Ramadan im
Krankenhaus.« Vor Entkrätung? Niht ganz. »Die Mahlzeiten zum Fastenbrehen
sind einfah zu reihhaltig«, heißt es in der Presseerklärung eines Krankenhauses.
»Nah einem Tag ohne Essen kommen unsere Körper mit solher Üppigkeit niht
zureht.« Der Ramadan mag der Monat des Fastens sein, für viele Türken ist er vor
allem der Monat des Fastenbrehens, des Itar . »Während des Fastenmonats«, mel-
det stolz und ohne jede Ironie eine Broshüre des Kulturministeriums, »ist die Kühe
ununterbrohen in Betrieb.« Niht nur das: Es wird in den meisten Familien sogar
mehr gekoht und gegessen als im Rest des Jahres.
Der Ramadan ist ein Fest, eines, das dreißig Tage andauert. Tag für Tag shiken
sih Nahbarn und Verwandte zum Itar gegenseitig Shälhen mit Dateln, mit
Pastirma-Shinken im Knoblauhmantel, mit gekohten Okrashoten. Gute Freunde
lädt man zu sih nah Hause. »Nihts, das niht auf dem Tish gestanden häte«,
erinnert sih der prominente Kühenhef Vedat Başaran an die Itar seiner Kindheit:
»Zuerst eine heiße Suppe, auf die gebakenes Kebap folgte, dann Spinat und Joghurt-
Borani, Eier mit würzigem Pastrami, Zuchini-Pasteten und Safran-Reis.« Und zur
Abrundung die Ramadan-Kur für den abgefallenen Zukerspiegel im Blut: Dutzende
Sorten von sirupsüßem Bläterteig-Baklava, gebakene uiten mit Sahne, in Zuk-
erwasser und Nelken gekohter Kürbis - und natürlih Güllac , dünne Bläter aus
Reisstärke, mit Nüssen oder Mandeln gefüllt, getränkt in süßer Milh und Rosen-
wasser, verziert mit geriebenen Pistazien und Granatapfelkernen. »Erfrishend und
leiht verdaulih«, wie eine Rezeptsammlung behauptet. Und damit eher die Aus-
nahme unter den Itar -Lekereien. Höhepunkt des Ramadan ist das Şeker Bayram ,
das Zukerfest: eine drei Tage währende Zuker-, Sirup- und Honigorgie.
Sie sind aber auh eine Ofenbarung, die Desserts. Mehr noh als mit dem
Krummsäbel ist der Türke nämlih mit dem Siruplöfel in der Hand geboren, und
er versteht ihn so zu shwingen, dass einem Hören und Sehen vergeht, was aber
gerade reht ist, weil dann das Riehen und Shmeken ja viel besser funktioniert.
Viele Türken tragen stolz Familiennamen wie Zuker ( Şeker ) oder Süß ( Tatlı ). Kein
Zufall wird es sein, dass die Zukerbank ( Şekerbank ) eine der größten Banken des
Landes ist, ebenso wenig die Tatsahe, dass sih die Istanbuler ausgerehnet den
Mann zum Oberbürgermeister gewählt haben, dessen Familie der bekannteste aller
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