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Aber die Straßen von Istanbul haben noh mehr zu bieten. Midye zum Beispiel,
gefüllte Musheln, in die der liegende Händler noh etwas Zitrone träufelt. Den
Sesamkringel Simit , klar. Die in langen Reihen ausgestellten Shafsköpfe, gerne zu
Suppe verkoht. Vor allem aber lieben die Türken das Grillen: Fleish über Feuer, der
Dut der Steppe. Sie grillen hier den feinsten Seebarsh und das zärteste Ziklein.
Und manhmal nehmen sie zwei, drei Shafsdärme, wikeln sie um einen langen
Spieß und grillen auh das. Das heißt dann Kokoreç . » Kokoreç ist die shmakhateste
Gestalt, die ein Shafsdarm annehmen kann«, heißt es im »Sauren Wörterbuh«,
einer alternativen Kultwebseite, »Wer es niht mag, ist verrükt.« Ih mag es niht,
aber da bin ih die Ausnahme in Istanbul. Sie haben dem Kokoreç sogar einen Sh-
lager gewidmet: Meine rauhende Liebe/Dih werd ih nie vergessen/Kokoreç, Ko Ko
Ko Ko Kokoreç. Das war vor ein paar Jahren, zu einer Zeit, da Gerühte umgingen im
Land, die EU wolle den Türken den Kokoreç verbieten, der Hygiene wegen: Fremde
haben uns getrennt/Dein Geshmak noh an meinen Lippen/Kokoreç, Ko Ko Ko …
Die Gerühte haten ähnlihen Wahrheitsgehalt wie jene, wonah Europa der Türkei
die Flüsse Euphrat und Tigris entreißen und nah Brüssel verlegen wolle, und nah
einer Weile legte sih die Aufregung wieder.
Auh Kokoreç gibt es als Sandwih. Die fertig gegrillten Därme werden klein ge-
hakt und mit Chili und Salz vermisht. Kokoreç -Brater stehen mit ihren Wägen
gerne an den Anlegestellen der Istanbuler Fähren oder shieben sie die Bosporus-
Promenaden entlang. Ot ist, wo der Kokoreç weilt, auh die Iskembe niht fern: die
Kuttelsuppe. Beiden gemein ist eine zweite Existenz als Speisen der Naht: Wenn die
Zeher der Stadt genug haben von Meze und Raki, von Discos und Bars, wenn Mor-
gendämmerung und Kater niht mehr weit sind, dann fallen sie ein in Kutelsuppen-
kühen und Kokoreç Bratereien für ein Ausnühterungsmahl. Den besten Kokoreç
der Stadt hat Mustafa Güneş in Üsküdar (sagt Mustafa Güneş aus Üsküdar): »Ih
nehme nur den Darm von Milhlämmern. Niht älter als drei, vier Monate. Und ih
kaufe nur von Februar bis Mai. Später fangen die Lämmer an, Gras zu fressen, dann
shmekt der Darm anders.« Ein paar Istanbuler gibt es shon, die Kokoreç aus gan-
zem Herzen verabsheuen: »Widerlih« indet ihn eine alteingesessene Dame der
Istanbuler Gesellshat: »Solhes Zeug gab es früher alles niht hier«, shnaubt sie,
»bevor diese Anatolier in unsere Stadt einielen.« Dabei stammt Kokoreç gar niht
aus Anatolien. Sondern aus dem Balkan und aus Griehenland, wo er Kokoretsi heißt
und auh nah dem EU -Beitrit des Landes noh heiß geliebt und verzehrt wird. Ko
Ko Ko Ko/Kokoreç, es geht niht ohne dih/Kokoreç Ko Ko Ko Ko …
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