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kippt gramvoll einen Whiskey, wenn er die Hände niht gerade dazu brauht, sie auf
sein shmerzendes Herz zu pressen. »Sie versenken sih in ihrer Trauer, die sie als
Weg zum Glük ansehen«, heißt es in der Alkoholstudie tadelnd über die Freunde
des Arabesk. »Nur deshalb trinken sie.«
Die Istanbuler untershieden immer zwishen dem Gewohnheitstrinker ( Gündüzcü )
und dem abendlihen Genießer ( Akşamcı ), und gerade unter Letzteren führt noh
immer jeder neue Shrit der Regierung zu einem neuen Aufshrei, zuletzt ihre
Anordnung, Alkoholika wie Raki und Bier dürten im Interesse der Volksgesundheit
nur mehr nakt für sih selber werben, verboten aber seien von nun an Plakate, die
eine Shüssel Kartofelhips neben ein Glas Bier oder aber einen Teller mit Käse oder
gegrilltem Fish neben eine Flashe Raki stellen.
Das rührt tatsählih ans Herz einer Kultur. Raki und Käse, Raki und Fish, die
gehören zusammen wie Halbmond und Stern. Natürlih hat es auh immer Puristen
gegeben, die darauf bestanden, der eigentlihe Zwek eines Istanbuler Trinkhauses
sei, nun, das Trinken und jeglihes Beiwerk sei bloß unnötige Ablenkung vom all-
mählihen Erklimmen des Pfades zu guter Laune ( Neşe) , Shwips ( Çakırkeyi) und
ausgemahtem Raush ( Sarhoş ). In der Praxis jedoh setzten sih jene durh, die die
Nahrungsaufnahme insoweit akzeptierten, als sie Herz und Bauh stählt und die
Kapitulation vor dem Alkohol hinauszögert. Und deshalb ist die Meyhane heute so
etwas wie die Tapas-Bar der Türken: Man wählt aus einer Vielfalt von Meze , kal-
ter und warmer Vorspeisen, die der Kellner auf einem riesigen Tablet an den Tish
jongliert. Atatürk begnügte sih mit gerösteten Kihererbsen, Leblebi . Für andere
sind Shafskäse und Honigmelone die Klassiker. Die meisten aber nehmen die Ver-
lokung gerne an und verlieren sih in einem wahren Universum: Da loken ger-
östetes Auberginenmus, eingelegte Zuchiniblüten, marinierte Artishoken, sharfe
Tomaten-Chilipaste, gefüllte Paprika, in Weinbläter gerollter Reis, blanhierter Spin-
at, mit kleingehaktem Knoblauh bestreute Algen, in Dill marinierte Makrele, in
Walnusspaste geknetetes tsherkessishes Huhn. Mit dieser Auswahl belässt man es
am besten fürs Erste, denn in einem zweiten Gang folgen die warmen Meze : mit
Käse oder Shinken gefüllte Börek (türkishe Frühlingsrollen), fritierte Kalamari, im
Tontopf gebakene Shrimps. Und wenn man shon pappsat ist, dann würde der Wirt
einem eigentlih noh gerne einen gegrillten Seebarsh servieren. Den kann man
aber auh bleiben lassen.
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