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Trinken
Ein traditionelles türkishes Kafeehaus ist mit unseren Cafés nur bedingt zu ver-
gleihen. Das Mobiliar ist shnell beshrieben: ein paar Stühle oder Hoker, nakte
Tishe, Neonliht. An der Wand vielleiht eine
Saz
, die anatolishe Laute, daneben
ein vergilbtes Kalenderblat, das grüne Weiden und Wasserfälle aus der alten Heimat
des Besitzers zeigt, eine Heimat, die er wort- und gefühlsreih anzupreisen weiß,
auh wenn er selbst noh nie da war, weil shon seine Eltern die Wanderung nah
Istanbul gemaht haben. Auf den Tishen Breter fürs
Tavla
, fürs Bakgammon, oder
Spielkarten. Vor den Tishen Männer, ot alt, pensioniert oder arbeitslos. Männer nur.
Es gab ein paar Versuhe der Regierung, die Emanzipation ins Kafeehaus zu tra-
gen, es gibt oiziell eine Regel, die jedes Kafeehaus dazu verplihtet, eine »Biblio-
thek« - gedaht hat man wohl an ein Büherregal - anzulegen und Frauen einzu-
lassen. Aber bislang habe ih keine Frau und kein Buh kennengelernt, die es ins Kaf-
feehaus drängte, auh erweken die Stammgäste dort niht den Eindruk, als ob sie
besonders darauf erpiht wären, den beiden Eintrit zu gewähren.
Wie zu unseren Bierkellern das Bier und wie zur Weinshenke der Wein gehört zum
Istanbuler Kafeehaus - und das überrasht ein wenig - der
Tee
. Tatsählih war die
Republik diesem Volk während der ersten Jahrzehnte ihres Bestehens ein gewaltiges
Umerziehungslager, und als das Volk wieder zu sih kam, da waren ihm niht nur das
Hutragen, die lateinishen Buhstaben und der Nationalismus antrainiert worden, da
hate die Republik tatsählih aus einem Volk von Kafeetrinkern ein Volk von Teet-
rinkern gemaht. Wenigstens Letzteres hate weniger mit der Ideologie denn mit der
Wirtshat zu tun. Denn dass man den Türken den Kafee austrieb, war aus der Not
geboren.
Der türkishe Mokka ist legendär, und sein Shiksal ist eng mit dem des Osmanishen
Reihes verknüpt. Natürlih waren es die Türken, die uns Alteuropäer mit dem Kafee
bekannt gemaht haben, so wie auh mit dem Marzipan und mit der Tulpe. Hätten
sie
1683
niht wieder einmal vor Wien gelegen und dort fünhundert Sak Kaffee ver-
loren, es wären weder die Shiksalsgemeinshat Europa noh die Stadt Wien heute
