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Der Beamte und unser Sohn. Zwei Tage Fron, und ein Wort wirt uns aus der
Bahn. Missmutig shniefend bläterte der Beamte unseren Berg an Papieren durh,
dann hellte sih sein Gesiht auf. »Ha, Sie brauhen noh eine Muvafakatname «,
verkündete er mit einem Strahlen, als habe er ein Goldkorn in einer Shaufel voller
Shlamm entdekt. Eine was?, dahte ih. »Eine was?«, rutshte es meinem Fre-
und und Helfer Sinan raus. »Na, eine Muvafakatname «, wiederholte der Beamte,
dessen Stimmlage geshikt oszillierte zwishen hoheitsvoll und genervt. »Notariell
beglaubigt. Ohne Muvafakatname keine Aufenthaltsgenehmigung für Ihren Sohn.
Tut mir leid.« Bei dem Satz wandte er uns shon wieder den Rüken zu. Sinan
shaute noh immer perplex. »Das Wort habe ih noh nie gehört«, lüsterte er. Sinan
hat unter anderem Lut- und Raumfahrtehnik, Medizin und Soziologie studiert,
und auh wenn er in keinem der Fäher einen Abshluss hat, so hat er sih doh ein-
en Wortshatz weit über dem türkishen Durhshnit bewahrt.
Eine Muvafakatname . Ih shwankte irgendwo zwishen blindem Zorn und tiefer
Verzweilung. So nah vor dem Ziel. Alles umsonst? Zwei Tage Shlangestehen, Ellbo-
gendrüken, »Hier, Hier!« rufen. Morgens um aht Pässe abgeben, eine halbe Stunde
später - die Ausländerpolizei öfnet ihre Tore - Hunderte von Konkurrenten beim
panishen Wetlauf ausstehen, dann Nummern ziehen, dann Formular eins ausfül-
len, bei Shalter Nummer zwei das eigene Leben vorlegen, das wir über Wohen
in Papierform zusammengetragen haben, bei Shalter Nummer drei den ersten von
vielen Stempeln abholen, welher bei Shalter Nummer vier abgezeihnet wird, was
wiederum Beamter Nummer fünf kritish begutahtet, während die Beamten sehs
bis elf um ihn herum Tee trinken. Aber das sind die Höhepunkte. Eigentlih steht
man nur Shlange. Vom Morgentee bis zum Nahtruf des Muezzin. Hier briht
eine Moldawierin in Tränen aus, die seit aht Jahren vergebens Türkin werden
möhte, dort hallen die Flühe deutsher Studienanfänger durh die Gänge, die
sih leihtsinnigerweise um ein Visum fürs Erlernen der türkishen Sprahe be-
werben, wo doh die Bürokratie sih das genau andersherum gedaht hat: Ohne
abgeshlossenes Türkishstudium sheitern die meisten shon an Shalter eins.
Und wir: Zurük auf Start. Wieder raus aus der trutzigen Burg, quer durh die
Stadt, dann rein in einen Hinterhof. In eine andere Welt. Miten in Beyoğlu, ein paar
Shrite nur von der Fußgängerzone. Als habe einer im Jahr nah Gründung der Re-
publik die Zeit angehalten. Verwunshen dieser Hof. Shatige Bäume, kletternder
Wein, Topfplanzen in Joghurteimern, nakte Ziegel, eine Gruppe von Katzen, die
sih im Sonnenliht räkeln. »Geshätsbereih. Bite leise!«, steht auf einem Shild,
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