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»Notar« auf einem anderen. Der Raum: Eisensäulen, beige lakiert. Spinnennet-
zgleihe Risse in den eingetretenen Mulden im Marmor, der Boden an manhen
Stellen abgedekt mit Noppengummi. Emsiges Summen und Rasheln unter Neon-
röhren. Über den Rashlern thront, statlih und verblihen, der gerahmte Atatürk.
An der Wand Stapel, übermannshoh: links Kladden, klein, dik und vershnürt;
rehts Kladden, groß wie fürs Jüngste Geriht. Auf einer Holzbank Publikum, zwei
Frauen, ein altes Männlein, in sih versunken. Ein blehernes Kalendershild, daran
drei Fäher: Tag, Monat, Jahr zum Einsteken auf vergilbten Pappen. Das Datum
stimmt. Ein bukliger Bürodiener mit linken Fingern maht Fotokopien. In einem
Glaskasten in der Eke, abgetrennt von der feierlihen Betriebsamkeit im Raum, der
Notar persönlih: Die Brille zwishen Augen und Nase geknifen, halb hinter Ge-
setzeswälzern vershwindend, unterstreiht er eifrig mit spitzem Bleistit. »Sie wün-
shen?« Die Dame hinter dem Shalter lähelt uns an. Ah so, eine Muvafakatname .
Wir wünshen, sie tippt. Ein alter bärtiger Mann bringt uns Tee. Die Dame winkt.
Sinan übersetzt: »Mit deiner Untershrit bestätigst du, dass du jetzt für deinen Sohn
muvafakatierst .« Mah ih.
Wir haben jetzt unsere Muvafakatname . Aber wir wissen noh immer niht,
was das ist. Sinan hat in einem diken osmanishen Wörterbuh und im Internet
nahgeshaut, rihtig shlau ist er auh da niht geworden. Dafür hat er dieses shöne
türkishe Wort gefunden: muvafakatlandiriveremeyeceklerimizdenmişcesine . Über-
setzt heißt das: »Als ob er einer wäre, den wir niht mit einer Muvafakatname aus-
statten könnten«. Eben. Wäre ja noh shöner.
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