Travel Reference
In-Depth Information
frommer Muslim« aus. Fehmi Koru jedenfalls - ein guter Bekannter von Premier-
minister und Staatspräsident - fühlte sih ob der ihm angedihteten Nähe zum Köl-
nish Wasser in seiner Ehre gekränkt. Er sorgte umgehend dafür, dass die betref-
fende Zeitung »Aksam« ein großes Interview mit ihm veröfentlihte, in dessen Zen-
trum weniger seine Analyse der neuen Kurdenpolitik des Staatspräsidenten stand als
vielmehr ein Foto Fehmi Korus vor einer großen Flashe teuren Parfums der Marke
»Joop«. Weltmann Koru, so die Botshat.
Was das alles mit Moderatorin Bahar Feyzan zu tun hat? Ihr Arbeitgeber, Kanal
24 , gehört dem konservativen, regierungsfreundlihen Lager an. Wie auh
Starkolumnist Fehmi Koru. Jenem Lager also, das generell unter Kolonya-Verdaht
steht. »Fehlender Respekt vor der Institution und den Gästen« begründete der
Sender die Kündigung. »Ganz ehrlih«, verteidigte sih Feyzan nah dem Rauswurf:
»Ih wusste niht, dass Herr Koru ›Kölnish-Wasser-Koru‹ genannt wurde«. Ein
Tik zu viel Naivität für ein Land, in dem auh die Gerühe politish sind. Man
nennt sie auh die »weißen Türken«, jene urbanen Bürger, denen das Kolonya stinkt,
und sie fühlen sih heute zunehmend eingekesselt von den shwarzen Türken, von
Männern mit Shnauzbart und Frauen mit eng geshnürtem Koptuh. Auh deshalb
zieht der Mitelstand gern um in eine der vielen Site (wird ausgesprohen wie sein
französishes Ahnwort cité ), jene von hohen Mauern umstellten und von privatem
Siherheitsdienst bewahten Villen- und Appartementsiedlungen. Die Site ist ihnen
die Fluhtburg, das saubere, sihere Istanbul, das sie draußen niht mehr zu inden
glauben.
Die Fronten sind übrigens niht immer dekungsgleih: Niht alle Alteingesessen-
en sind wohlhabend, niht alle Zugezogenen bleiben arm. Wo die Anatolier, die Dör-
ler, die Bauernkinder aber die Shranken durhbrehen, wo sie selbst zu Geld kom-
men und mit Porshe und SUV die Uferstraße entlangfahren, am Steuer vielleiht
gar eine junge Frau mit Designer-Koptuh, da werden Spot und Ablehnung relex-
hat noh größer. »Mit ihren anatolishen Köte (den Hakbällhen) und ihrem Lah-
macun (der türkishen Pizza) haben sie unser Istanbul übershwemmt«, lamentiert
Ara Güler, der alte Fotograf. »Und was ging verloren? Istanbul ging verloren. Wie
kann man unter diesen Menshen noh Istanbul inden?« Die Klage hört man ot. Es
ist die Klage der Aristokraten, die niht nur vor dem Pöbelhaten, sondern auh vor
der Gier und Krat der Emporkömmlinge ershaudern.
Natürlih haben die Anatolier das Dorf in die Stadt gebraht. Die Shaherde, die
einem ungerührt blökend auf den Straßen des Viertels Tarlabaşı in der Stadtmite
Search WWH ::




Custom Search