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17 . Dezember gestorben ist, treten an diesem Tag noh heute Jahr für Jahr in Konya
ihm zu Ehren die Derwishe auf, die sih in den Sama versenken, in den meditativen
Tanz, der ihr Gebet ist. Denn auh der Orden der tanzenden Derwishe geht auf ihn
zurük.
Dass in Europa und Amerika auh in Zeiten von al-Qaida ein islamisher Mystiker
Anklang indet, hat seine Gründe. Wo die einen Furht und Tod predigen, lehrt der
andere Liebe und Toleranz. Aber auh in der Türkei, wo Mevlana lebte und wo er
gestorben ist, indet die Botshat neue Anhänger. »Wer sih auf diesen Weg begibt,
ist allein mit sih selbst«, sagt die Istanbuler Shritstellerin Elif Shafak. »Der Suis-
mus lehrt, es gibt so viele Wege zu Got, wie es Herzen gibt, die für ihn shlagen.«
Für Elif Shafak ist Istanbul eine Stadt, die einen leiden lässt. Und einem Krat gibt. Sie
hat da ihre Orte. Die Grabmäler und Logen der alten Suimeister, das Grab des heili-
gen Yahya Efendi im Yıldızpark in Beşiktaş, unweit des Dolmabahçepalastes. Durh
die Bäume shimmert unten der Bosporus. Vor allem Frauen pilgern hierher, beten.
»Die Essenz der Jahrhunderte ist in diesen Friedhöfen, in den Mausoleen der Hei-
ligen«, glaubt Elif Shafak. »In den kleinen Eken, an denen du vorbeiläufst, in den
Ruinen, in dem Verfall. Überall. Wir Istanbuler atmen die Weisheit dieser Stadt, ihre
Energie ein, ohne es überhaupt zu merken.«
Mevlana kümmerte sih niht um das Trennende: »Komm, wer immer du bist.
Ob Gläubiger, Heide, Feueranbeter …« Worte wie diese, aber auh seine ekstatishen
Hymnen an die Liebe haben ihn den orthodoxen Muslimen stets verdähtig gemaht.
Mercan Dede hingegen sagt, diese Zeilen häten ihn mit solher Wuht getrofen,
weil sie sih lasen wie für ihn geshrieben. Das hat auh mit seiner Kindheit zu tun.
Als der 1966 geborene Mercan Dede Teenager wurde, brahten sih in der Türkei
gerade Linke und Rehte gegenseitig um, das Militär putshte einmal mehr die Re-
gierung von der Maht. »Ih bin groß geworden mit Hass und Klassenuntershieden,
dazu mit Sexismus und und Homophobie. Und dann kommt da dieser ahthundert
Jahre alte Mann und sagt: ›Vergesst das alles. Jeder von euh ist einzigartig. Kommt
zusammen.‹ phantastish war das, für jemanden, der vom Rand kam, der fühlte, er
passt niht hinein in dieses Istanbul.«
Dass es so lange dauerte, bis ein Suhender wie Mercan Dede auf den Shatz des
Mevlana stieß, hat damit zu tun, dass die Türkei sih lange shwertat mit ihrem
eigenen Erbe, dass sie es zu vergessen suhte. Atatürk misstraute der Religion, er
mahte sie verantwortlih für die Rükständigkeit und die Shwähe der Türken
Europa gegenüber. Einer seiner ersten Akte nah Gründung der Republik war es
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