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deshalb, sämtlihe islamishen Brudershaten und Konvente per Gesetz shließen
zu lassen. Oiziell ist auh der Orden der Mevlevi-Derwishe bis heute verboten;
ihre heiligen Orte wie Mevlanas Mausoleum in Konya oder die Derwishloge im
Istanbuler Galataviertel sind heute keine Stäten der Religion mehr, sondern staat-
lihe Museen. Und wenn die Derwishe tanzen, dann tanzen sie niht mehr nur im
Autrag des Herrn, sondern auh im Autrag des Kultur- und Tourismusministeri-
ums, das ihre Gehälter bezahlt.
Mercan Dede ging zum Studium nah Kanada, dort ershien auh 1997 sein erstes
Album »Sui Dreams«, auf dem er die Ney mit elektronishen Klängen vereinte.
Als er kurz danah in seiner Heimat Türkei zu einem Festival eingeladen wurde, da
waren die Organisatoren, die ihn am Istanbuler Atatürk-Flughafen empingen, baf:
»Alle dahten, da kommt jetzt ein ahtzigjähriger Greis mit einem langen Bart.« So
nämlih sahen die türkishen Ney -Spieler aus zu jener Zeit. Statdessen stand da ein
junger Musiker mit Dornen in der Frisur, riesigen Ringen am Ohr und einer zweiten
Karriere als Tehno- DJ . Mercan Dede hate die Ney in unsere Zeit geholt. »Mevlana
hat mih umgehauen. Seine Worte waren so lebendig. Das wollte ih mit meiner
Musik übersetzen für meine Zeitgenossen.«
Im gleihen Jahr, in dem Mercan Dede erstmals autrat, 1997 , ershien auh der
erste Roman der jungen Shritstellerin Elif Shafak: »Pinhan«, die Geshihte eines
transsexuellen Sui-Derwishes. Es waren die ersten Anzeihen für einen Trend, der
nie so deutlih war wie heute: Der Suismus erlebt eine Renaissance auh in seiner
Heimat Türkei, auh in Istanbul. Dutzende von neuen Bühern werden veröfentliht.
An den alten Heiligengräbern und in den einstigen Logen trefen sih die Menshen
wieder. »Vor allem die Frauen«, sagt Elif Shafak. Die 1971 geborene Shafak ist heute
neben Perihan Mağden die bekannteste Shritstellerin des Landes (»Der Bastard von
Istanbul«) und sagt vom Suismus, er sei »einer der Flüsse, die meine Welt speis-
en«. Frauen auh sind es, die zu Zehntausenden zu Mercan Dedes Konzerten strö-
men (der Staatspräsident war auh shon da und bat den Musiker hernah zum Tee).
Fromm muslimishe Mädhen mit Koptuh sieht man da, aber auh Frauen wie die
Istanbuler Finanzmanagerin Ayşe Yıldız, die jedes Jahr nah Konya ans Grab von
Mevlana pilgert und gleihzeitig in ihrer Freizeit buddhistishe Vipassana-Medita-
tion betreibt. »War Mevlana ein frommer Muslim?«, fragt Yıldız. »Ja, er hat den
Islam als Rahmen benutzt. Aber wenn er in Europa gelebt häte, dann häte er wohl
das Christentum als Referenz genommen. Und er wäre zu den gleihen Antworten
gekommen.«
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