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wule und Lesben. Über die Herren Kolumnistenkollegen (»hirnlose Idioten«). Über
shmierige Shlagerstars. Über die türkishen Männer (»Mutersöhnhen«). Über
die Armee: »Nein, meine Herren, niht alle Türken werden als Soldaten geboren.«
Perihan Mağden irritiert. Perihan Mağden regt auf. Bewunderer wie Shmäher. Im
»Sauren Wörterbuh« sind ihr mehr als drei Dutzend Seiten gewidmet - Shrits-
tellerinnenrekord. »Egobombe«, shimpt sie einer. »Wäre sie jünger, ih würde ihr
einen Antrag mahen«, shwärmt ein anderer.
Perihan Mağden shrieb in »Radikal«, der Frühstükslektüre der Istanbuler In-
telligenzia. Niht wenigen Lesern war Perihan Mağden der Grund, die Zeitung zu
kaufen. An guten Tagen haten ihre Kolumnen die gleihe Wirkung wie ein Glas
Eiswasser, das einem ins Gesiht gekippt wird: Waher geht niht. Perihan Mağden
besitzt die Gabe, ihre Eruptionen in kurze, stählerne Sätze zu gießen, die einer-
seits auf die täglihen Grotesken herabsausen wie ein Fallbeil und andererseits ihre
Mutersprahe um geshlifene Gemeinheiten und geniale Sprahspielereien bereih-
ern. Mal enthauptet sie die Heuhler, Demagogen und Shmierenkomödianten mit
der rhetorishen Guillotine, mal vernihtet sie mit einem beiläuigen Nebensatz.
Niht nur Orhan Pamuk bewundert ihre Intelligenz, ihren Mut, ihren »dämonishen
Witz«; Pamuk gestand, er sei »sühtig« nah ihren Kolumnen. Perihan Mağden wird
gefürhtet. Geliebt. Und verfolgt.
Gegen Ende ihrer Zeit als Kolumnistin hate sie ein knappes Dutzend Prozesse
am Hals. Beleidigungsklagen, Politishes. Auh Perihan Mağden stand shon wegen
des berühtigten 301 vor Geriht, jenes Paragrafen, der bis zum April 2008 die »Ver-
unglimpfung des Türkentums« unter Strafe stellte. Oder wegen »Entfremdung des
Volkes vom Militär«. Weil sie in einem Artikel das Reht auf Kriegsdienstverweiger-
ung einforderte. »Sie zeihnen die Türkei auf dem Weg in die EU als einen Rosen-
garten ohne Dornen«, sagte der ultranationalistishe Anwalt und Kläger Kemal Ker-
incsiz anlässlih des Verfahrens gegen Mağden. »Wir aber werden daraus einen
Garten voller Dornen mahen.« Jeder einzelne Verhandlungstag war ein Spießruten-
lauf durh einen hasserfüllten nationalistishen Mob. »Sie shreien, sie luhen, sie
shimpfen mih Hure. Noh im Geriht. Und die Polizisten shauen zu«, sagte Peri-
han Mağden. »Sie wollen einen einshühtern, mundtot mahen.«
Und trotzdem tauhte sie nah Morddrohungen niht ab wie Orhan Pamuk,
lühtete niht in blumige Suimystik wie Elif Shafak. Nahdem Perihan Mağden vom
Vorwurf der »Entfremdung des Volkes vom Militär« freigesprohen wurde, ging sie
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