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nah Hause, setzte sih hin und shrieb eine neue Kolumne, Titel: »Kriegsdienstver-
weigerung heute«. Prompt kassierte sie die nähste Klage.
Sternzeihen Jungfrau. Abergläubish. Obsessiv. Immer ihre Grenzen austestend.
»Ein freier Mensh in einem Land der Unfreien«, so beshreibt sie sih selbst.
Perihan Mağden ist aufgewahsen als Tohter einer alleinerziehenden Muter. Da
war kein Patriarh in der Familie. Und mit elf Jahren besuhte sie keine normale
türkishe Shule, sondern das englishsprahige Robert's College. »So entging ih der
Militarisierung und der Gehirnwäshe des türkishen Systems und hate das hier so
seltene Glük, als Individuum groß zu werden.« Nah der Shule reiste sie fast drei
Jahre durh Asien, arbeitete in der Werbung, ging nah New York, bevor sie ihren er-
sten Roman shrieb. »Ih kann sonst nihts. Niht mal Auto fahren.« Aber shreiben.
Und wie. Ihrem Spot entgeht keiner. Niht die heilige Armee, niht der Chefredak-
teur der mähtigen »Hürriyet«, niht der berühmte Pianist, der wie so viele aus der
Istanbuler Elite verkündet, er habe Angst vor der islamishen Regierungspartei, sie
treibe die Türkei zurük ins Mitelalter. »Diese sogenannten Säkularen. Die halten
sih für die goldenen Rihter. Die Herren des Landes seit Anbeginn der Republik.
Die shauen auf die Anatolier in der Politik und sagen: ›Wir sind doh die shön-
en Türken. Wir gehen ins Ballet. Wir hören klassishe Musik. Wir sollten regieren.
Niht diese shmierigen Bauern. Wie können sie es wagen!‹ Also suhen sie Shutz
bei der Armee und arbeiten gegen die Demokratie.« Perihan Mağden trägt kein
Koptuh. Sie ist eine Linke. Sie ist Feministin. Sie ist Atheistin. Und trotzdem: Als
die konservative Regierungspartei AKP wegen angebliher islamistisher Umtriebe
verboten werden sollte, stellte sih Perihan Mağden vor die Partei. »Weil ih De-
mokratin bin.«
Wie viele Demokraten, Frau Mağden, gibt es denn in der Türkei? Sie lähelt. »Vi-
elleiht zwölf. So viele wie Jünger Jesu. Dann ziehen sie noh Judas, den Verräter,
ab. Bleiben elf.« In den »Botenkindermorden«, einem Roman, der bei Raymond
Chandler ebenso Anleihen nimmt wie bei Franz Kaka und beim Lebensbornprojekt
der Nazis, sagt einer zum Protagonisten: »Sie sind intelligent, misstrauish und
menshensheu. Ihr Einsiedlertum maht Sie frei.« Perihan Mağden meidet ihre Kol-
legen, hält sih fern vor allem von der in der Türkei so mähtigen Kaste der Kolum-
nisten, die die Zeitungen beherrshen, weil hier Meinung zählt, niht Fakten. »Dieser
Brutkasten der Maht. Hoken zusammen und steken einander an mit ihren Ideen
wie mit Krankheiten.« Sie wird auh niht mehr eingeladen. Perihan Mağden ist eine
freundlihe, witzige Gesprähspartnerin, aber wenn sie Dummheit oder zur Shau
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