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La Punt/Chamues-ch
Planta als Lehen gegeben und im
15. Jh. verlassen. Ein Burgherr stellte al-
len hübschen Mädchen der Umge-
bung nach, bis ein erzürnter Vater den
Übeltäter erstach und die Bauern die
Burg anzündeten.
‡XIX/C2
La Punt/Chamues-ch mit seiner male-
rischen Barockkirche, erbaut 1680,
wurde vor allem von den im 17. Jh. ge-
adelten Albertini geprägt. Am Dorf-
Bündner Zuckerbäcker - ein Exportschlager
Aus der finanziellen und geistigen Enge der
Heimat zog es die Bündner (oft nach Pest-
epidemien) nicht nur in Söldnerdienste,
sondern auch in die Backstuben Venedigs
und von hier in die weite Welt. Die Lagu-
nenstadt stand hoch im Kurs. Hierhin wan-
derten Bündner schon im 12. Jh. aus, vor al-
lem nach der Besetzung des Veltlins durch
die Drei Bünde 1512. Jetzt Nachbarstaat
der mächtigen Republik, regelten in der
Folge verschiedene Verträge das Geschick
der Emigranten. Sie durften gegen Barzah-
lung auf venezianischen Kriegsgaleeren ru-
dern und bekamen im Gegenzug für die
Benutzung der Alpenpässe das Handels-,
Gewerbe- und Niederlassungsrecht in Ve-
nedig. Ende des 17. Jh. waren von 48 Ge-
schäften der Zuckerbäckerbranche in Ve-
nedig 38 in Bünderbesitz.
In anderen Geschäftszweigen war es
nicht anders. Die Bündner waren beliebt,
weil sie eifrige Steuerzahler waren, ganz im
Gegensatz zu ihren italienischen Berufsge-
nossen. Besonders großzügig waren die
Branntweinhändler, die als Likörfabrikan-
ten zu den Cafetiers gehörten. Die Bünd-
ner waren die ersten Kaffeehändler, bis ar-
menische und ägyptische Händler bessere
Qualität anboten. 1706 wurden die Verträ-
ge bestätigt, mit der Einschränkung, dass in
den Zünften der scaletteri (Zuckerbäcker),
der aquavitai (Branntweinverkäufer) und ve-
trai (Glaser) eine größere Anzahl der Meis-
ter dem katholischen Glauben angehören
müsse, und mit der Zugabe, dass die protes-
tantischen Meister nicht im katholischen
Gottesdienst erscheinen durften. Trotz die-
ser Schikanen dominierten die Bündner
1733 die Zünfte, was Neid hervorrief.
Nachdem sich die Drei Bünden in der
Passfrage undiplomatisch verhalten und
Mailand favorisiert hatten, wurden die Privi-
legien aufgehoben. Man warf den Bünd-
nern vor, sie hätten den Gewinn nach Bün-
den exportiert, und so wurden sie aus Ve-
nedig vertrieben.
Die Unternehmer flohen nach Florenz,
Rom, Neapel, Lissabon, Barcelona, Paris,
Bordeaux, Marseille, London, Amsterdam,
Kopenhagen, Berlin, Münster, Halle, Bres-
lau, Leipzig, Danzig, Elbing, Stettin, Königs-
berg, Wilna, Riga, Petersburg, Helsinki,
Warschau, Wien, Budapest, Krakau, Kiew
und Odessa. In Berlin waren es etwa die
„J. Josti & Companie“ mit Läden, Cafés und
Bierbrauerei, das Literatencafé „Stehely“
am Gendarmenmarkt, die Cafés „Courtin“
und „Vicedomini“ an der Köngisstraße, das
Café „Sparganapani“ Unter den Linden
und das Café „Giovanoli“ an der Jäger-
straße. In Hannover gab es das Café „Rob-
by“, später „Kaffee am Kröpcke“, in Leipzig
das Café „Bonorand“ im Rosental, in Ham-
burg die Konditorei „Perini und Josty“, spä-
ter „Giovanoli“.
Natürlich waren die Bündner Familien
mit der Zeit auch in anderen Geschäftsbe-
reichen tätig. Ein bedeutender Teil der
Bündner Tourismusindustrie, z.B. die En-
gadiner Hotels, wurden in der zweiten
Hälfte des 19. Jh. mit den Mitteln der Zu-
ckerbäcker finanziert. Von den 300 im Aus-
land errichteten Firmen überdauerten nur
ganz wenige die Jahrhunderte.
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