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Kirche
steht außerhalb des Dorfes auf
einer Anhöhe. Außen nüchtern, ein
ungegliederter Bau mit eingezoge-
nem, dreiseitig geschlossenem Chor,
birgt das Gotteshaus im Chor eine Fül-
le von Fresken, vermutlich von einem
oberitalienischen Meister des 15. Jh.
Östlich des Dorfes liegen die
Rui-
nen von Gondo,
das 1578 durch eine
Lawine zerstört wurde.
der
Kirche.
Die strebenlose spätgoti-
sche Anlage mit eingezogenem Poly-
gonalchor wurde um 1515 neu ge-
baut, das Portal ist um 1780 eingesetzt
worden. An der Südwand des Chors
gibt es Fragmente eines Wandgemäl-
des von 1515. Bemerkenswert sind die
Orgelempore mit Putten und Rocail-
len sowie die geschnitzten Brüstungs-
gitter mit dem Orgelgehäuse.
1537 fand hier die berühmte
Dispu-
tation von Susch
statt. Tagelang strit-
ten Katholiken, angeführt vom Erzdia-
kon
Bursella,
mit Protestanten. Wort-
führer war der in Susch geborene
Ul-
rich Campell.
Die Teilnehmer wurden
aufgefordert alle „Waffen und alles ei-
serne Gerät“ vor der Kirche zu depo-
nieren. Nach sieben Tagen, in denen
weder Zeit zum Essen noch Schlafen
blieb, wurde Glaubensfreiheit verkün-
det. Erster reformierter Pfarrer wurde
Ulrich Campell,
der heute eher als His-
toriker bekannt ist. Das kleine Haus
bei der Brücke gilt als sein Geburts-
haus.
Auf der anderen Seite, vor der Brü-
cke stehen Häuser mit Sulèrtüren aus
dem 17. Jh. Andere Bausubstanz ging
während der Brände von 1875, 1900
und 1925 verloren.
Susch wurde nicht nur von hitzköpfi-
gen Religionsfanatikern oder von La-
winen bedroht, sondern auch von räu-
berischen Haudegen, die in den um-
liegenden Wäldern auf ahnungslose
Reisende lauerten. Am rechten Ufer
des Inn, nahe an der Gemeindegrenze
von Zernez, stehen zwei gemauerte
konische Pfeiler, die
ehemalige Richt-
stätte
(Giustizia),
gemauert vermut-
Susch/Süs
‡XI/C3
Susch ist Ausgangspunkt zum Flüela-
pass hinüber nach Norden. Der
Flüe-
lapass
ist für Autofahrer mit etwa
25 km die kürzeste Verbindung in das
Engadin. Ausgangspunkt ist Davos-
Dorf. Die Landschaft wird in Passnähe
immer herber, schwarz-graue Farbtö-
ne der Schutt- und Geröllhalden wech-
seln mit grünen, gelben und ockerfar-
bigen Farbsprenkeln. Kahl ist auch die
Flüela-Passhöhe mit Schotten- und
Schwarzsee.
Das Dorf Susch, welches im Unwet-
tersommer 2005 hart getroffen wurde,
wirkt mit seinen in die Jahre gekom-
menen Hotels und Gaststuben aus
dem Säumer- und Postkutschen-Zeit-
alter eher schwermütig. Die Fantasie
wird vom mächtigen, das Dorf beherr-
schenden
Plantaturm
auf der ande-
ren Seite des Inns angeregt. Der ur-
sprünglich fünfgeschossige Wohnturm
mit Wehrgang wurde neu ausgebaut
und mit Fenstern versehen. Eine ba-
rocke Zwiebelhaube sollte ihm eine
schlankere Silhouette bescheren.
Der massige Wohnturm verdeckt
den ungegliederten, romanischen Turm