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Niedergang der Langobarden, Territo-
rialherrschaften zu errichten. Die Ge-
meinde Como und die Stadt Mailand
kämpften um die Vorherrschaft im
Tessin. 1335 erlangte Mailand, wo die
Familie der Visconti herrschte, den
Sieg über Como. Mailand wurde
Hauptstadt eines Staates, der sich in
der zweiten Hälfte des 14. Jh. über ei-
nen großen Teil Norditaliens erstreck-
te. Bellinzona wurde 1340, Locarno
1342 erobert, Blenio und die Leven-
tina fielen 1344 in die Hände der Mai-
länder.
Die Visconti und die Sforza verpach-
teten in der Folge mit Ausnahme von
Bellinzona ihre Gebiete im Tessin an
verschiedene Adelsfamilien. Die Eid-
genossen besetzten nach dem Tod
des Herzogs Gian Galeazzo Visconti
zum ersten Mal die Leventina und
Bellinzona. In den ersten Jahren des
16. Jh. eroberten sie auch Chiavenna
und Domodossola. Kurze Zeit be-
herrschten sie Mailand. Nach der
Schlacht bei Marignano (1515) muss-
ten sie die Lombardei an Frankreich
abtreten. Sie verzichteten aber nicht
auf die für ihre Handelsinteressen be-
deutenden Alpenzugänge.
Das Tessin wurde in acht Landvog-
teien eingeteilt. Die Landvögte waren
Herrscher und Richter, respektierten
aber die gegebene Ordnung. Jede
Landvogtei war ein autonomes Gebiet
mit eigenen Satzungen, Versammlun-
gen und eigenen Gewichts- und Maß-
einheiten. Die Untertanen blieben im
17. Jh. von den verwüstenden Kriegen
ihrer lombardischen Nachbarn ver-
schont und unterlagen auch nicht dem
habgierigen spanischen Steuersystem.
Sie konnten ihr Vieh in die Lombardei
exportieren und sich mit Getreide und
Meersalz versorgen. Trotzdem forder-
ten die Bewohner der Leventina Mitte
des 18. Jh. eine gewisse Verwaltungs-
freiheit. Diese erhielten sie aber erst
nach dem Zusammenbruch der alten
Eidgenossenschaft.
Während der Reformation blieb das
Tessin wie Uri katholisch. Nur in Locar-
no konnte das Gedankengut der Refor-
mation bei wohlhabenden Familien
Einzug halten. Dies beunruhigte die ka-
tholischen Kantone. Die Reformierten
von Locarno wurden zum Exodus nach
Zürich gezwungen. Napoleon Bona-
parte gründete in Norditalien die Cisal-
pinische Republik. Im Tessin wollten
Anhänger der Französischen Revoluti-
on den Anschluss der Landvogteien an
die Cisalpinische Republik erreichen.
Sie konnten jedoch die Unterstützung
der Bevölkerung nicht gewinnen.
Mit der Mediationsakte entstand die
neue Eidgenossenschaft mit 19 Kan-
tonen, dazu gehörte das Tessin mit
der Hauptstadt Bellinzona. 1830 wur-
de eine liberale Verfassung ange-
nommen, in den folgenden 50 Jahren
tobte ein Machtkampf zwischen Libe-
ralen, Radikalen und Konservativen.
Der Antagonismus war auch geogra-
phisch bedingt: Die Konservativen
waren in den Berggebieten stark, die
Liberalen in den dicht besiedelten und
aufstrebenden Zentren. Zwischen So-
pra- und Sottoceneri herrschte böses
Blut, mehr als einmal wollten die Kon-
trahenten zwei getrennte Kantone bil-
den. Nach der liberalen Revolution
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