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atemberaubende, leicht beängstigen-
de Sicht hinab in das Matte-Viertel,
zum Schwellenmätteli, auf das Kir-
chenfeldquartier, zum Bundeshaus
und auf die Alpen.
Das Berner Münster wurde 1421-
1573 an Stelle eines Apsidensaals und
einer Bettelordenskirche unter der
Oberaufsicht der Deutschherren von
Köniz gebaut. Der oberste Teil des
Turms mit Oktogon und Helm ent-
stand erst 1889-93. Das Berner Müns-
ter ist das bedeutendste spätgotische
Bauwerk der Schweiz mit reicher
Steinplastik, Chorverglasung und
Chorgestühl. Wie in Ulm und anderen
süddeutschen Städten besitzt es nur
einen Turm, der mit 100 m der höchs-
te Kirchturm der Schweiz ist. Das dem
heiligen Vinzenz von Saragossa ge-
weihte Münster war von 1484-1528
Stiftskirche und ist seither Pfarrkirche.
Baumeister wurde 1420 Matthäus En-
singer, der unter seinem Vater am
Strassburger Münster gewirkt hatte. Er
entwarf die Grundrissstruktur um die
alte Kirche. Seine Nachfolger waren
Niklaus Birenvogt, Erhard Küng, der vor
allem den Turmbau förderte, und Peter
Pfister, der den Chor und Altarraum
einwölbte. Erst Ende des 19. Jh. folgte
der Turmabschluss.
Dem Westbau sind drei querrecht-
eckige Portalhallen vorgelegt. Hier löst
sich der Turm mit zwei Vierecken,
Achtecken und durchbrochenem
Spitzhelm heraus. An den Kanten be-
finden sich Strebepfeiler und eine
Wendeltreppe, an den Flanken mit
Fenstern durchbrochen und mit Blend-
masswerk verziert. Besonders beach-
tenswert ist das noch gotische Haupt-
portal (1490-1500), ein ausgezeich-
netes Beispiel kirchlicher Plastik. Die
Originalfiguren werden im Berner His-
torischen Museum aufbewahrt. In den
Schlussteinen des Netzgewölbes Pla-
neten, Evangelistensymbole, Engelchö-
re und Berner Wappen. Zuoberst die
Apostel, im Scheitel Christus und Ma-
ria, darunter die Königin von Saba, Sa-
lomo und zwei Propheten. Auf sie fol-
gen Engel mit Leidenswerkzeugen
oder Schriftrollen sowie weitere Pro-
pheten. Seitlich der Portale links die
Klugen und rechts die Törichten Jung-
frauen. Das Tympanon von Erhard
Küng stellt das Jüngste Gericht mit 243
Figuren dar: Erwählte und Verdammte,
dazwischen Michael als Seelenwäger.
An den Schmalseiten der Vorhalle
Wandgemälde: Verkündigung und
Sündenfall.
Man betritt das Münster durch das
linke Portal. Dahinter sind ein Souve-
nirladen und die Kasse für den Turm-
aufstieg. Wer körperlich fit ist (270 Stu-
fen), sollte die herrliche Rundsicht von
der Plattform nicht verpassen. Hier
oben ist auch die Dienstwohnung der
Münsterwartin.
In der Kirche überzeugt das weite
Mittelschiff mit Turmhalle und fünf
quadratnahen Rechteck-Jochen. Der
zweijochige Chor ist so breit wie das
Schiff. Zwei Seitenschiffe begleiten
das Mittelschiff parallel. Über den
Schiffen Rippennetze mit Wappenab-
schlüssen. Besonders bemerkenswert
ist der Altarraum mit den riesigen
Fenstern und den 87 Schlusssteinen,
dem „Himmlischen Hof“, die zu den
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