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delt war. Diese erste Epoche der Be-
siedlung dauerte bis ins 2. Jahrtausend
v. u. Z. Während dieser langen Zeit
wurde die Anlage wahrscheinlich
nicht permanent als Wohnstätte ge-
nutzt.
Die Menschen lebten von der Jagd,
einfacher Tierzucht und Ackerbau. In-
teressant ist, dass bereits sehr früh
Pfeilspitzen aus Obsidian auftau-
chen, ein Material, das auf Korsika
nicht natürlich vorkommt. Dies legt
nahe, dass Handelskontakte mit Sardi-
nien bestanden, das Obsidian expor-
tierte. Wahrscheinlich vermischten
sich die Megalithiker mit den neueren
bronzezeitlichen Kulturen, ohne dass
es zu einem Bruch in der Tradition ge-
kommen wäre.
Die zweite Epoche, zwischen etwa
1500 und 1300 v. u. Z., stellt vermut-
lich die Endphase der Megalithkultur
in Filitosa dar. Die künstlerisch schöns-
ten Menhir-Statuen stammen aus die-
ser Zeit.
Unter der dritten Epoche wird die
Besetzung und die Herrschaft der Tor-
reaner etwa 1300 bis 800 v. u. Z. ver-
standen. Man geht davon aus, dass ein
Seevolk (nach Roger Grosjean die vor-
derasiatischen Shardanen) Korsika be-
setzte und dank einer überlegenen
Waffentechnik die Megalithiker be-
siegte und verdrängte. In der Folgezeit
entstanden die typischen Torri (Singu-
lar: Torre), jene Rundbauten, die so-
wohl als Kultstätten als auch als Vertei-
digungsanlagen dienen konnten, und
die man auch in Filitosa findet. Die
Menhirstatuen der Megalithiker wur-
den in dieser Zeit kriegerisch, beka-
runter ihr bekanntestes Werk „Corsica -
the granit island“, das 1971 erstmals ver-
öffentlicht wurde. Es ist eine Reise durch
Korsika, ohne dass es einem Reiseführer
gleicht, es schildert Geschichten, ohne
dass es eine Novelle ist, und es arbeitet mit
viel Sekundärliteratur, ohne dass es ein aka-
demisches Buch wird. Im Laufe der Zeit
schreibt Dorothy Carrington, die die letzten
50 Jahre ihres Lebens ihren ständigen
Wohnsitz auf Korsika hat, Bücher zu vielen
verschiedenen Themen. 1991 erhält sie die
Ehrendoktorwürde der Università di Cor-
sica. Ihr letztes Werk, das sie im Alter von
90 Jahren verfasst, und das ihr Verleger
Alain Piazzola erst nach ihrem Tod veröf-
fentlichen kann, ist eine Biografie von
Charles Napoléon. Wenige Jahre zuvor ver-
öffentlicht sie ein Buch, das nicht zu ihren
bekanntesten Werken zählt, das aber zwi-
schen den Zeilen sehr viel Autobiografi-
sches durchblitzen lässt - „The Dream Hun-
ters of Corsica“ (Die Traumjäger Korsikas).
Sie untersucht darin die archaische Tradi-
tion der „Mazzeri“, Jäger, die im Traum
oder in Realität Kontakt zur Welt der Toten
haben und Voraussagen zu bevorstehen-
den Todesfällen machen, aber auch als Hei-
ler tätig sind. Diese Tradition ist heute fast
ausgestorben, aber Dorothy Carrington
hinterlässt ein lebhaftes, emotionales Bild.
Dieses Bild könnte stellvertretend für ihr
Leben stehen. Ein schillerndes und erfülltes
Leben, von außen betrachtet. In ihren Part-
nerschaften scheint es ihr jedoch schwer
gefallen zu sein, diese Erfüllung zu finden.
Die Fähigkeit emotionale Bindungen einzu-
gehen, traut sie den wenigsten Männern
zu. Aber emotionale Bindungen und das
Unbekannte, das Mystische, sind Dorothy
Carringtons Leben! Jahrzehnte lang ist sie
auf der Suche danach, und gleichzeitig auf
der Flucht vor Einförmigkeit und Unver-
bindlichkeit. Korsika scheint der Endpunkt
ihrer Flucht gewesen zu sein. Dorothy Car-
rington stirbt am 25. Januar 2002. Ihrem
Wusch entsprechend, wird sie auf dem
Friedhof der Seefahrer auf den Îles Sangui-
naires begraben.
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