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Dorothy Carrington
(1910-2002)
Oxford und studiert dort Englische Litera-
tur. Aber das Studium bedeutet nicht die
Freiheit, nach der sie sich sehnt. Sie packt
ihre Sachen und entflieht nach Mallorca,
wo sie auf Franz von Waldschütz trifft, den
sie auf Druck ihrer Pflegeeltern auch heira-
tet. Unruhige Jahre folgen, in denen sie sich
mal in Afrika, mal in Asien und dann wieder
in Europa aufhält. Die Ehe scheitert, und
die zweite Ehe (mit Darcy Sproul-Bolton ) ist
nur von kurzer Dauer, da ihr Mann stirbt.
Während des Zweiten Weltkriegs organi-
siert Dorothy Carrington Kunstausstellun-
gen in England. Bei einer dieser Gelegen-
heiten lernt sie den extravaganten Maler
Sir Francis Rose kennen, den sie schließ-
lich heiratet. Es sollte ihre letzte und längste
Ehe werden, die immerhin über 20 Jahre
hielt.
1948 besucht sie, als Frederica, Lady Ro-
se, zum ersten Mal Korsika, auf Einladung
von Jean Cesari, den sie in London kennen
gelernt hat. Jean Cesari gehört zu der Fami-
lie, auf deren Grundstück die Menhire und
Anlagen von Filitosa gefunden wurden, die
berühmteste megalithische Fundstelle Kor-
sikas. Als Dorothy Carrington den Ort zum
ersten Mal besucht, liegen die Menhire
noch im Gebüsch, und noch hat sich kein
Archäologe ernsthaft mit ihnen auseinan-
der gesetzt. Sie ist fasziniert von ihrer Aus-
strahlung. In den folgenden Jahren und
Jahrzehnten kehrt sie immer wieder zurück
und versucht Archäologen zu gewinnen,
die wissenschaftliche Erforschung der
Zeugnisse in Angriff zu nehmen. Roger
Grosjean übernimmt schließlich diese Auf-
gabe.
Dorothy Carrington erforscht die Insel
auf ihre Weise. Sie sammelt Geschichten,
Erzählungen, Eindrücke und entwickelt ihre
eigene innere „Karte“ Korsikas. Dabei ist
sie vor allem an den Mythen, den vorchrist-
lichen Bräuchen und Überlieferungen inte-
ressiert, die sich bis in ihre Zeit erhalten
blieben. Ihr besonderer Verdienst liegt aber
darin, dass sie es geschafft hat, ihre profun-
den Kenntnisse der Insel umzusetzen: Sie
schreibt mehrere Bücher über Korsika, da-
Dorothy Carrington ist eine der herausra-
genden Persönlichkeiten der zweiten Hälf-
te des 20. Jahrhunderts auf Korsika. Sie, die
Engländerin, die Fremde, wird zu einem
der Motoren der Erforschung der korsi-
schen Frühgeschichte. Und sie schafft et-
was, was nur sehr wenigen Menschen ge-
lingt, die nicht auf Korsika geboren werden:
Sie wird von den meisten Korsen als eine
der ihren akzeptiert. Fast alle Korsen ken-
nen ihren Namen, und viele sind stolz auf
sie. Dorothy Carrington selbst hat nie aktiv
um ihre Akzeptanz auf Korsika gekämpft.
Für sie war der erste Aufenthalt auf Korsika
1948 kein Besuch, sondern, wie sie rück-
blickend schreibt, eine Rückkehr nach Hau-
se. Von Anfang an fühlte sie sich der Insel
verbunden, und zwar als Korsin, die irrtüm-
lich nicht in ihrem Heimatland, sondern in
England geboren und aufgewachsen ist.
Dieses Selbstverständnis ermöglichte es ihr,
die Mauern, die sie von vielen Einheimi-
schen trennte, im Laufe der Zeit einstürzen
zu lassen.
1910 wird sie als Tochter von General-
major Sir Frederick Carrington und Susan El-
wes, der Tochter des bekannten Botanikers
und Insektenkundlers Henry John Elwes bei
Cheltenham im Süden Englands geboren
und auf den Namen Frederica Dorothy Vio-
let Carrington getauft. Ihr Vater, ein bekann-
ter Feldherr in mehreren afrikanischen Ko-
lonialkriegen, ist bei ihrer Geburt bereits
über 65 und stirbt, als die Dorothy erst ein-
einhalb Jahre alt ist. Auch ihre Mutter lebt
nur noch neun Jahre. So wächst Dorothy
als Waise in der Obhut der Familie ihrer
Mutter auf.
Von Klein auf scheint Dorothy Carring-
ton einen großen Freiheitsdrang zu haben,
dem die kleine Welt eines Landsitzes im Sü-
den Englands zu eng ist. So geht sie nach
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