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Außenpolitisch wählte Paoli aus der Er-
fahrung unzähliger misslungener Versuche
Selbstständigkeit zu erreichen, einen neu-
en Weg. Er richtete in Corte die neue
Hauptstadt Korsikas ein, verabschiedete ei-
ne Nationalverfassung, stellte ein Heer auf,
ließ korsische Münzen prägen und erklärte
schließlich Korsika für eine unabhängige
Republik. Fast wäre Paoli dieser Coup auch
gelungen. Die Neuerungen, die er auf Kor-
sika einführte, wie etwa die Grundschul-
pflicht für alle, die Einrichtung einer Univer-
sität in Corte, die Einführung der Pressefrei-
heit und die massive Unterstützung der
korsischen Landwirtschaft, ließen die korsi-
sche Wirtschaft aufleben und brachten ei-
ne neue Perspektive auf die Insel. Aber
trotz der Erfolge gelang es auch Paoli nicht,
die Genuesen vollständig von der Insel zu
vertreiben. Sie hielten an ihren strategisch
wichtigen Küstenfestungen wie etwa Calvi
fest.
Da sich Genua jedoch auf einer wirt-
schaftlichen Talfahrt befand, verkaufte man
Korsika 1768 an Frankreich. Paoli und die
Korsen traf dieser Schachzug unerwartet.
Die Franzosen wollten sich, anders als Ge-
nua, nun nicht mit ein paar Küstenstädten
zufrieden geben, sondern strebten nach
der vollständigen Unterwerfung Korsikas.
Schließlich konnten die Truppen Paolis
der geballten französischen Militärmacht
nichts entgegen setzen. Am 8. Mai 1769
besiegten die Franzosen die korsischen
Truppen bei Ponte Novu ( Exkurs: Das
Ende der Unabhängigkeit: Die Schlacht bei
Ponte Novu) und nahmen Corte ein. Damit
war der Versuch einer eigenständigen Re-
publik Korsika gescheitert. Pasquale Paoli
musste nach der Machtübernahme Frank-
reichs fliehen. Am 13. Juni 1769 ging er in
Porto-Vecchio an Bord eines Schiffes, das
ihn nach London brachte.
20 Jahre später fand in Frankreich eine
politische Umwälzung (die Französische
Revolution ) statt, die viele Ideen der korsi-
schen Republik kopierte. Im Zuge der Re-
volution wurde eine Amnestie ausgespro-
chen und Pasquale Paoli eingeladen, wie-
der nach Korsika zurückzukehren. Paoli
wurde zum Präsidenten gewählt, arbeitete
aber wieder am Versuch, die Insel in die
Unabhängigkeit zu führen und wurde da-
raufhin 1792 zum französischen Staatsfeind
erklärt.
Die Korsen riefen England um Hilfe an.
Admiral Nelson kam mit seiner Flotte und
eroberte Calvi, Bastia und Saint-Florent.
1794 wurde das - kurzlebige - englisch-
korsische Reich ausgerufen, an dessen Bil-
dung Paoli nicht beteiligt worden war. Es
kam zu Aufständen der Korsen. England
war Korsika ein zu heißes Pflaster. König
George III. holte Pasquale Paoli wieder
nach London und man gab die Insel mit
wenig Widerstand auf. Paoli lebte noch elf
Jahre in seinem Exil in London, wo er ver-
bittert mit ansehen musste, dass Napoléon I.
Bonaparte Korsika mit eiserner Hand an
Frankreich band. Am 5. Februar 1807 starb
Pasquale Paoli in London und wurde in der
Westminster Abbey beigesetzt. 1889 wur-
den seine sterblichen Überreste in seinen
Geburtsort Morosaglia überführt, wo sie
heute in der Familienkrypta ruhen.
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