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In den folgenden 150 Jahren kam es
auf der Insel zwar immer wieder zu
Aufständen gegen die genuesischen
Besatzer, aber diese saßen fest im Sat-
tel. Die Korsen waren zu geschwächt
und erfuhren keine internationale Un-
terstützung.
Im Jahre 1729 brach auf Korsika ein
Aufstand los, der Zweite Korsische
Unabhängigkeitskrieg, der fast 40
Jahre dauern sollte. Die Korsen hatten
zu diesem Zeitpunkt nichts mehr zu
verlieren. Missernten und die Unter-
drückung durch Genua hatten das
mittlerweile bitterarme Land in eine
verzweifelte Lage gestürzt. Wenn-
gleich es nach wie vor an internationa-
ler Unterstützung fehlte, so hatten die
Korsen nun zumindest den Segen der
Kirche: Sie entband Korsika offiziell
von seiner Treuepflicht zu Genua.
Die Korsen wählten diesmal eine an-
dere Strategie, um gegen Genua vor-
zugehen: Sie versuchten die Republik
vor neu geschaffene politische Tatsa-
chen zu stellen. Ein Plebiszit führt im
Jahre 1730 zur Ernennung von Luigi
Giafferi und Andrea Colonna Cec-
caldi zu den Staatsoberhäuptern Kor-
sikas.
Genua ließ sich diese Provokation
nicht gefallen. Das verbündete Öster-
reich wurde zu Hilfe gerufen. Im Som-
mer 1731 folgte die Alpenmonarchie
diesem Hilferuf (unter Oberst Wachten-
donck ) . Aber die Österreicher schie-
nen schockiert darüber gewesen zu
sein, in welchem Zustand sie Korsika
vorfanden. Anstatt eines Waffengangs
gegen die Korsen, versuchten die
Österreicher nun zu vermitteln, und
handelten im Mai 1732 den Vertrag
von Corte aus.
Dieser Vertrag ist paradox: bahnbre-
chend und zugleich das Papier kaum
wert, auf dem er geschrieben wurde.
Die Österreicher setzten sich vor al-
lem für die Rechte der Korsen ein.
Genua wurde verpflichtet, eine allge-
meine Amnestie zu verkünden, die
Steuern für das laufende Jahr nicht ein-
zutreiben, keine Reparationsleistun-
gen zu verlangen und eine korsische
Verwaltungsstruktur aufzubauen, die
auch Korsen den Zugang zu hohen
geistlichen und weltlichen Ämtern er-
laubte.
Genua ließ die Österreicher in Ruhe
abziehen, ignorierte den Vertrag und
setzte seine Knechtschaft auf Korsika
fort. Das Spiel begann von vorne: Cec-
caldi, Giafferi und Giacinto Paoli (Vater
des berühmteren Pasquale Paoli) bilde-
ten ein Triumvirat und riefen in Orezza
am 6. Januar 1735 die unabhängige
Republik Korsika aus. Wieder war
Genua am Zug. Es blockierte alle Zu-
fahrtswege nach Korsika und schnitt
die Insel von der Außenwelt ab.
Inmitten dieser Isolation, begann ein
Jahr später, im Spätwinter des Jahres
1736, die vielleicht groteskeste poli-
tische Episode der korsischen Ge-
schichte: das Königreich Korsika!
Und bizarrer „Held“ der Geschichte
ist der einzige Deutsche, der je seine
Nase in korsische Politik gesteckt hat:
Theodor von Neuhoff ( Exkurs:
Theodor von Neuhoff - König von
Korsika). Er „bestach“ die Korsen, in-
dem er ihnen all das an Bord eines bri-
tischen Schiffes mitbrachte, was die
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