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Frankreich und
die korsischen Un-
abhängigkeitskriege
barfuß, schlecht ernährt und mit aben-
teuerlichen Waffen in den Krieg zo-
gen, gelang es den Korsen, Genua an
den Rand der Niederlage zu bringen.
Dass sie Genua nicht völlig besiegen
konnten, hatte vermutlich drei Grün-
de: die Gewalttätigkeit Sampiero Cor-
sos, das korsische Ehrgefühl und die
traditionelle genuesische Korruptions-
praxis.
Die Geschichte ist kompliziert und
dramatisch, aber schnell zusammen-
gefasst: Sampiero tötete seine Ehefrau,
da sie entweder aus privaten Gründen
oder um ihr Geld in Sicherheit zu brin-
gen, nach Genua unterwegs war. Das
Gesetz der Vendetta besagte, dass die
Familie der Ehefrau nun Sampiero um-
bringen musste, um ihre Ehre zu ret-
ten. Die Genuesen legten noch ein
wenig Bares drauf, um die Ausführung
der Blutrache zu beschleunigen und
so wurde Sampiero am 17. Januar 1567
bei Suarella ermordet. Die Korsen
standen ohne Leitfigur da, und die Ge-
nuesen konnten sie besiegen. Korsika
wurde von der Banco di San Giorgio
zurückerworben.
Die Genuesen regierten fortan mit
eiserner Hand auf Korsika, beuteten
die Insel aus, und die Bevölkerung ver-
armte. Eine Ausnahme bildete ledig-
lich die Region um Calvi und Algajola,
die auch während der Franzosenherr-
schaft Genua die Treue gehalten hat-
ten. Von Genua daher hofiert, galt be-
sonders Calvi dem Rest Korsikas als
Verräter; ein leichter Beigeschmack
davon ist bis heute geblieben, und Cal-
vi ist vielleicht auch die „unkorsischs-
te“ Stadt der ganzen Insel.
Genau hundert Jahre lang wurde Kor-
sika von der Banco di San Giorgio ver-
waltet. Dann fühlte sich Frankreich
stark genug einzugreifen. Der französi-
sche König Henri II., der sich im Krieg
mit den Habsburgern befand und da-
rauf aus war Genua - Verbündete der
Habsburger - zu schwächen, griff Kor-
sika 1553 an. Der Zeitpunkt war güns-
tig, denn Henri II. hatte starke Verbün-
dete: den Türken Dragut mit seiner
Flotte und einen der berühmtesten
Korsen: Sampiero Corso ( Exkurs:
Sampiero Corso). Corso und Dragut
waren beide draufgängerische Kämp-
fer, aber gleichzeitig taktisch geschickt.
Die Operation auf Korsika endete
1557 mit einem Sieg der Franzosen,
bei dem nur Calvi und Bastia nicht er-
obert werden konnten und genuesisch
blieben. Der Rest Korsikas wurde Teil
des französischen Königreichs.
Im Vertrag von Cateau-Cambrésis
erklärte sich Frankreich 1559 jedoch
erstaunlicherweise damit einverstan-
den, Korsika wieder an Genua zurück-
zugeben. Damit waren die Korsen je-
doch ganz und gar nicht einverstan-
den. Sampiero Corso sammelte eine
Truppe um sich, und gut vier Jahre
nach der Rückgabe an Genua begann
der Erste Korsische Unabhängigkeits-
krieg, der von 1564 bis 1566 dauerte.
Dank der Raffinesse ihres Feldherrn
Sampiero Corso und des Aufopfe-
rungswillens der Korsen, die vielfach
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