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meist in Höhlen und bestatteten auch
ihre Toten dort. Dieser Brauch scheint
im Gefolge einer Einwanderungswelle
auf die westlichen Mittelmeerinseln
durch einen neuen Totenkult abgelöst
worden zu sein - ob mit friedlichen
oder kriegerischen Mitteln ist nicht be-
kannt. Die so genannten Steinkisten-
gräber tauchen auf. Besonders im Sar-
tenais und bei Porto-Vecchio findet
man sie (teilweise in regelrechten Ne-
kropolen), aber auch im Norden der
Insel, besonders in der Balagne.
Die Gräber sind aus abgeflachten
Steinplatten zusammengesetzt, die bis
zu drei Meter Länge erreichen und et-
wa zwei Meter tief in den Boden ein-
gelassen wurden. Darüber wurde ein
Erdhügel aufgeschichtet. Jedes Stein-
kistengrab hatte ursprünglich einen
oder zwei Monolithen (Menhire), die
meist aus Granit gemeißelt wurden.
Die Menhire wurden in den Boden
eingelassen und bewachten das Grab.
Sie symbolisierten den Verstorbenen
in Form eines Ersatzkörpers, der zu-
gleich Seelensitz war, zuerst noch als
grober, monolithischer Stein, später
durch Menhire mit zunehmend
menschlichen Proportionen, Konturen
und Gesichtern.
Steinkistengräber und Monolithe
kommen auch in anderen Gebieten
rund ums Mittelmeer vor: in Spanien,
auf Sardinien und auf einigen griechi-
schen Inseln.
rer äußeren Form eine kontinuierliche
Vereinfachung der Darstellung durch-
lief. Die Steinkistengräber wanderten
an die Oberfläche und wurden zu
Dolmen (abgeleitet von bretonischen
Wort „dolmen“ = „Steintisch“). Auch
die Menhire wurden im Zuge dessen
weniger tief in die Oberfläche einge-
lassen, nahmen in ihrer Höhe zu (3-4
Meter) und wurden in größerer Entfer-
nung von den Dolmen platziert. Im
nächsten Schritt schließlich reichte
dem Kult der Menhir alleine als Dar-
stellungsform aus. Anfangs noch kon-
turlos und in der Form an Sarkophage
erinnernd, wurden die Menhire im
Laufe der Zeit Objekte künstlerischer
Darstellungen. Sie bekamen mensch-
liche Züge, Gesichter und später wur-
den sogar Waffen (Dolche, Schwerter)
in die Menhire gemeißelt.
Der Totenkult des Megalithikum II
ist zumeist noch durch das Vorhan-
densein von Dolmen gekennzeichnet.
Die Steinplatten der oberirdischen
Dolmen sind in ihrer Größe beträcht-
lich und wiegen mehrere Tonnen. Der
Deckstein (Überlieger) wird von senk-
rechten Tragsteinen gestützt. Mög-
licherweise waren alle Dolmen ur-
sprünglich mit Erdhügeln bedeckt, die
aber durch Erosionskräfte schnell ab-
getragen wurden, sobald eine Toten-
stätte ihre Bedeutung verloren hatte
und aufgelassen wurde. Etwa 100 Dol-
men sind auf Korsika erhalten, manche
allerdings in nicht besonders gutem
Zustand. Der Schönste dieser Dolmen
ist wahrscheinlich der Dolmen de
Fontanaccia auf dem Pianu di Cauria.
In der Nähe dieser Dolmen findet man
Megalithikum II
Roger Grosjean ging davon aus, dass
die Entwicklung der Totenkulte und ih-
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