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nachgewiesen ist. Auch besonders
markante Landmarken, wie etwa der
Omu Di Cagna, der wahrscheinlich als
Ort kultischer Verehrung diente,
gehören zu diesem System. Der Mit-
telpunkt, so von Keyserlingk, scheint
beim Alignement di Stantari zu liegen.
Man kann sich heute noch ein lebhaf-
tes Bild dieser Kultstätten machen, da
sie in einem stark beweideten Gebiet
liegen und daher einen guten Über-
blick über die Umgebung gewähren
( Pianu di Cauria).
Auch wenn einiges in von Keyserlingks
Theorien nachvollziehbar scheint, so
sind seine Theorien unter Archäolo-
gen sehr umstritten. Mangelhafte wis-
senschaftliche Methodik wird ihm
ebenso vorgeworfen wie die bisweilen
etwas willkürlich erscheinende Aus-
wahl der in Beziehung gesetzten Stät-
ten und die starke Subjektivität vieler
seiner Aussagen. Andererseits wissen
wir von anderen Kultstätten, dass die
Völker jener Zeit mit allerlei „Him-
melsmächten“ in Beziehung standen;
insofern ist von Keyserlingks Theorie
auch nicht völlig von der Hand zu wei-
sen. Wer sich selbst ein Bild machen
möchte: von Keyserlingks Buch „Und
sie erstarrten in Stein. Frühe Myste-
rienstätten in Korsika als Keime unse-
rer Zeit“ ist manchmal noch antiqua-
risch erhältlich und wird gelegentlich
auch im Internet angeboten.
Was zeichnet nun diese Kultstätten
der Megalithvölker aus, abgesehen
von der möglichen astronomischen
Ausrichtung? Und vor allem: Wer wa-
ren die Menschen hinter diesen
Schöpfungen?
Nach allem was wir wissen, dienten
die Stätten aus zyklopischen Steinen
als Versammlungsort für einen weit
verbreiteten Ahnenkult, der vermut-
lich von einer starken Muttergottheit
dominiert wurde. Dabei sind das Rie-
senhafte und die Wucht der Graban-
lagen, die vor immerhin mehreren
tausend Jahren erbaut worden sind,
wahrscheinlich ein Symbol für das ewi-
ge Weiterleben der Verstorbenen, de-
nen reiche Grabbeigaben mitgegeben
wurden. Vermutlich unterscheiden sich
die megalithischen Monumentalbau-
ten ihrem Zweck und ihrer Bedeutung
nach nicht wesentlich von den ägyp-
tischen Pyramiden. Im Zentrum des
Glaubens stand das Leben nach dem
Tod, das in den Kultstätten gleichsam
„eingefangen“ werden sollte.
Das Megalithikum wird auf Korsika
in drei Abschnitte eingeteilt (nach
R. Grosjean):
Megalithikum I
(von etwa 3200 bis 2500 v. u. Z.)
Megalithikum II
(von etwa 2500 bis 1600 v. u. Z.)
Megalithikum III
(von etwa 1600 bis 1000 v. u. Z.)
Megalithikum I
Gegen Ende des 4. Jahrtausends
v. u. Z. scheint im westlichen Mittel-
meerraum eine Veränderung der reli-
giösen Welt stattgefunden zu haben.
Bis dahin lebten die Menschen zu-
Alignement di Stantari, Pianu di Cauria
 
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