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reichen Familie, wusste aber das vorhandene Kapital zu vermehren und zu vervielfachen.
Er war Untertan eines winzigen Reiches, aber fähig, seinen intellektuellen Horizont in
Richtung Europa zu erweitern. Er studierte die Folgen der im Entstehen begriffenen
Industriegesellschaft, führte eine komplizierte Bewegung an - das Risorgimento - und
erreichte angesichts der gegebenen Umstände das bestmögliche Ergebnis. Der vortreffliche
britische Abgeordnete John Bright, ein wunderbarer Redner, Altersgenosse Cavours,
schrieb in seinem Tagebuch über seinen italienischen Politikerkollegen: «Der
Ministerpräsident des Königreichs Sardinien-Piemont wirkt eher wie ein intelligenter
englischer Landadeliger als ein eleganter und feinsinniger Italiener.»
Hier haben wir also einmal, ganz vereinzelt, ein Kompliment. Und weil das Stereotyp
des Italieners so stark war, brauchte man, um ihn zu loben, nur zu sagen, er wirke gar
nicht wie ein Italiener. Übrigens war der Philosoph Henri Bergson überzeugt, dass Cavour
als Politiker Bismarck überlegen war. Natürlich war er das. Der Conte war einer der
weitblickendsten Politiker Europas. Leider im Dienste einer schwachen Dynastie und
eines Landes, dessen Geschichte zu komplex war, als dass man daraus eine gemeinsame,
von allen Italienern geteilte Geschichte hätte machen können.
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