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treiben würde. Ihr Militärattaché, der spätere CIA-Chef Vernon Walters, nahm
Kontakt zu brasilianischen Offizieren auf, die Goulart stürzen wollten.
Im März 1964 spitzte sich die Krise zu. Goulart verkündete vor Hunderttau-
senden Anhängern in Rio de Janeiro, dass er eine neue Verfassung anstrebe.
Die Opposition reagierte mit einem Protestmarsch in São Paulo.
Die lange Diktatur
In der Nacht des 31. März kam es mit Unterstützung der Amerikaner zum
Putsch. Militäreinheiten aus Minas Gerais und São Paulo bewegten sich Rich-
tung Rio, Goulart setzte sich nach Uruguay ab. In Brasília übernahm General
Humberto Castelo Branco die Macht. Washington applaudierte dem Staatss-
treich und erkannte die Militärherrscher sofort an.
Viele Brasilianer unterstützten die Putschisten. Allerdings gingen sie davon
aus, dass die Militärs nur bis zu den für 1965 angesetzten Wahlen an der Macht
bleiben würden. Sie rechneten damit, dass dann der immer noch beliebte Jusce-
lino Kubitschek ins Amt zurückkehren würde. Das war eine folgenschwere Feh-
leinschätzung: Die Generäle fürchteten den Vormarsch der Linken, die nach der
kubanischen Revolution immer mehr Anhänger gewann. Sie sprachen Kubit-
schek wie Goulart alle politischen Rechte ab und verschärften die Repression.
Die Diktatur sollte bis Mitte der 1980er Jahre dauern, länger als in jedem ande-
ren lateinamerikanischen Land.
1967 wurde Castelo Branco von dem General Artur da Costa e Silva abgelöst.
Ein Jahr später verkündete er das berüchtigte »Verfassungsdekret Nr. 5« (AI5):
Die Militärs lösten den Kongress und die Landesparlamente auf, setzten die
Verfassung außer Kraft und führten eine strenge Zensur ein. Jetzt war klar, dass
sie nicht so schnell von der Macht lassen würden.
Nach der Verkündung des AI5 gingen Tausende Brasilianer in den Unter-
grund oder ins Exil. Anhänger der Kommunistischen Partei schlossen sich zu
einer Guerilla zusammen. Sie zogen in eine abgelegene Region am Rio Araguaia
im Amazonasgebiet, dort versuchten sie die Landbevölkerung für sich zu gewin-
nen. Vom Landesinneren aus wollten sie nach dem Vorbild Maos die Städte er-
obern.
Überall im Land entstanden kleine Widerstandsgruppen. Urbane Guerilla-
kommandos überfielen Banken und entführten ausländische Diplomaten und
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