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Fußball und Sex gehörten in Brasilien schon immer zusammen, Kicken gilt
als Macho-Sport. Schon Fußballkönig Pelé wurde eine legendäre Manneskraft
zugesprochen. Während der WM 1958 in Schweden sollen er und Mitspieler
Garrincha ganze Riegen junger Skandinavierinnen beglückt haben, berichtet
Garrincha-Biograf Ruy Castro.
Flamengo-Star Vagner Love hatte seinen Spitznamen weg, nachdem er im
Trainingslager mit einem Mädchen erwischt wurde, der Club drückte beide Au-
gen zu. »Die Vereine sind nicht die Kindermädchen der Spieler«, meint der
einstige Flamengo-Star Renato Gaucho, später Trainer beim Erstligisten Gre-
mio. Er und der frühere WM-Star Romario galten in den 1980er Jahren als
die Bad Boys des brasilianischen Fußballs, zahlreiche Vaterschaftsklagen legen
Zeugnis von ihren Eskapaden ab.
In den vergangenen Jahren ist die Anmache noch aggressiver geworden.
»Schon auf dem Schulhof stehen die Mädchen Schlange, um mit einem Fuß-
baller anzubändeln«, klagt Silvana Trevisan, Sozialarbeiterin beim FC Santos.
»Viele Spieler sehen Frauen nur als Ware.«
Santos ist der Heimatverein von Pelé und Robinho, der Club ist bekannt für
seine sorgfältige Nachwuchsarbeit. 250 Jungkicker wohnen und trainieren in
der großzügigen Anlage, an der Wand des Speisesaals hängt eine Szene des bib-
lischen Abendmahls. Die Jungen kommen aus dem ganzen Land, viele stam-
men aus Armenvierteln.
Trevisan, ein burschikoser Muttertyp, ist die erste Fußball-Sozialarbeiterin
des Landes, sie soll ihre Schützlinge auf die Tücken des Lebens als Fußballprofi
vorbereiten. Sie bringt ihnen bei, wie man mit Geld umgeht, klärt über Drogen
und Alkohol auf, erteilt Sexualunterricht und verteilt Präservative. »Rabauken
haben bei uns keine Chance«, versichert sie.
Das galt offenbar nicht für ihren Zögling Neymar, einst Santos' Starstürmer
und eine der großen Hoffnungen Brasiliens bei der WM 2014, der seit Juli 2013
beim FC Barcelona spielt.
Bei Santos durfte er sich fast alles erlauben: Nach einem Auswärtsspiel pö-
belte der leicht aufbrausende Star seinen Trainer an. Santos sperrte nicht etwa
den Spieler, der Verein entließ den Trainer.
Auch eine Beinahe-Prügelei mit Nachwuchsspielern hatte keine Folgen für
Neymar. Nach einem Spiel im südbrasilianischen Porto Alegre ließ der Star sich
angeblich mehrere Callgirls aufs Zimmer kommen, der Verein drückte erneut
beide Augen zu.
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