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ge mit Freunden auf einem Erdplatz zwischen Müllhalde und Autobahn. Ein
Späher des Lokalvereins Atlêtico Mineiro wurde auf ihn aufmerksam, bald stieg
er zum ersten Torwart auf. Flamengo holte ihn nach Rio. Sein Gehalt schnell-
te auf 240 000 Real im Monat, über 100 000 Euro. Plötzlich war er ein reicher
Mann.
Flamengo ist Brasiliens berühmtester Club, jeder Provinzspieler möchte bei
dem Verein in Rio landen. Aber die Schwarz-Roten sind auch berüchtigt für ihre
Eskapaden. Mittelstürmer Vagner Love ließ sich von bewaffneten Drogenhänd-
lern zu einer Fete in einer Favela eskortieren. Adriano machte mit Drogenge-
schichten und Alkoholexzessen Schlagzeilen. Superstar Ronaldo ließ sich mit
zwei Transvestiten im Motel erwischen.
Ex-Nationalspieler Zico, eine brasilianische Legende, gab nach wenigen Mo-
naten seinen Job als Sportdirektor von Flamengo auf. »In Europa werden die
Spieler mit harten Geldbußen bestraft, wenn sie über die Stränge schlagen«,
sagt er. »In Brasilien gelten sie als unberührbar.«
Bruno brachte Freunde und Verwandte aus der Provinz nach Rio mit, er kam
für den Unterhalt des gesamten Clans auf. Sein größter Freund war ein Kumpel
aus Jugendzeiten: Luiz Henrique Ferreira, genannt »Macarrão« (Makkaroni).
Der Dicke stellte sein Dasein in den Dienst des berühmten Freundes. »Bruno
und Macarrão sind unzertrennlich« ließ er sich auf den Nacken tätowieren.
Viele brasilianischen Spieler haben stille Diener wie Macarrão. Sie leben in
Symbiose mit den Stars, bezahlen ihre Rechnungen, bringen das Auto in die
Werkstatt, besorgen die Mädchen für die Partys. Bruno hatte Macarrão auch
seinen Ärger mit Eliza anvertraut. »Schaff mir das Problem vom Hals«, soll er
seinen Freund gebeten haben.
»Bruno wurde wie ein Gott verehrt«, sagt Gislaine Nunes. »Er fühlte sich all-
mächtig, dabei ist er ein Opfer seines Aufstiegs.« Nunes ist eine bekannte Sport-
anwältin, viele Fußballer verehren sie als eine Art Ersatzmutter. An den Wän-
den ihrer Kanzlei in São Paulo hängen Trikots mit Danksagungen ihrer Klien-
ten. Auch Lúcio, der bei Leverkusen und Bayern München spielte, hat ihr eine
Widmung geschrieben.
Nunes löst die Spieler aus den Knebelverträgen der Clubs, sie berät sie in Fa-
miliendingen, und sie leistet praktische Lebenshilfe. Spieler rufen sie an, wenn
sie in einen Autounfall verwickelt sind oder ihre Kreditkarte gesperrt wurde, ih-
re beiden Handys sind rund um die Uhr eingeschaltet. Oft ermahnt sie die Spie-
ler zum Gebrauch von Präservativen, als Geschenk hat sie immer ein paar Pa-
ckungen dabei. »Aber viele verzichten auf Verhütung«, klagt sie.
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